Gas

Es gibt sie noch: die Erdgas-Stunde Null

Der Neuanschluss einer ganzen Gemeinde ans Erdgas ist seit den 80ern extrem selten geworden. In diesem Jahr ist es die 1400-Einwohner-Kommune Oberostendorf. Sie liegt knapp 60 Kilometer südlich von Augsburg.
28.02.2018

Helmut Holzheu, erster Bürgermeister in Oberostendorf (rechts), und Klaus-Peter Dietmayer, Geschäftsführer Erdgas Schwaben, entzündeten symbolisch die Flamme zur Aufnahme der Erdgasversorgung in Oberostendorf.

Erdgas Schwaben, ihre Tochter Schwaben Netz und die Allgäugemeinde Oberostendorf haben vorige Woche ein selten gewordenes Ereignis gefeiert: den Anschluss an das Erdgasnetz. Dies steht in einer Pressemitteilung des Kommunalversorgers von diesem Mittwoch. Die Botschaft von Erdgas-Schwaben-Chef Klaus-Peter Dietmayer beim Festakt ist nicht neu, aber klar: "Erdgas spielt auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Energieversorgung in Deutschland. Ohne Erdgas wird es keine Energiewende geben." Über 75 Prozent der Bauherren wünschten einen Erdgasanschluss.

Ein weißer Fleck verschwindet, ein anderer bleibt

Demnach werden bis Jahresende bereits 70 Häuser von Oberostendorf zwischen Kaufbeuren und Landsberg am Lech ans Erdgasnetz angeschlossen. Sie sparen jährlich 210 Tonnen CO2. Das bedeutet unausgesprochen, dass sie bisher mit Öl heizen. Weiteres Potenzial für Gas ist da: Bürgermeister Helmut Holzheu rechnet in den nächsten Jahren mit dem Anschluss weiterer Baugebiete. Die Gemeinde war bisher ein weißer Fleck in der Gaslandschaft, fast nur umgeben von gasversorgten Kommunen. Nur das südlich angrenzende Kaltental hat bislang ebenfalls keine Gasversorgung. Oberostendorfs knapp 1400 Einwohner verteilen sich auf vier Ortsteile. Die neue Niederdruckröhre wurde als Stichleitung von Kaufbeuren in Richtung Nordost verlegt, so die Netzkarte von Schwaben Netz. Unausgesprochen ist Oberostendorf damit auch eine der fast 200 Konzessionsgemeinden von Schwaben Netz geworden. Dem Infrastrukturbetreiber gehört das Netz 20 Jahre lang, dann wird neu ausgeschrieben.

Die Erdgas Schwaben verfügt ergänzend über ein breites grünes und elektrisches Portfolio in Erzeugung und Vertrieb, zum Teil seit vielen Jahren: Biomethan aus der Region, Wasserstoff, Grünstrom aus vier Wasserkraftwerken an Lech und Wertach, die man im Vorjahr erworben hat, Graustrom, Fahrstrom und 14 Ladesäulen, also 28 Ladepunkte. Weitere sind noch dieses Jahr geplant. Der Gasversorger hat bereits 2016 ein Szenario durchgerechnet, bei dem im Jahr 2050 keine Haushalte und Kleingewerbler mehr mit Erdgas beliefert werden dürfen - und baut gleichzeitig sein Netz so rasant aus wie noch nie zuvor (siehe gedruckte ZfK 12/16, 1). (geo)