Gas

Fraunhofer-Forscher legen "Wasserstoff-Masterplan" für Ostdeutschland vor

Laut der aktuellen Analyse gibt es in allen ostdeutschen Ländern großes Potenzial, sowohl bei der Erzeugung als auch auf der Nachfrageseite. Die Forscher machen konkrete Vorschläge, wie die Politik das Thema voranbringen kann.
20.05.2021

Der Energiepark Bad Lauchstädt ist ein Reallabor für intelligente Erzeugung, Speicherung, Transport, Vermarktung und Nutzung von grünem Wasserstoff.

Wasserstoff – nachhaltig und grün hergestellt – wird der klimaneutrale Nachfolger der heutigen fossilen Energieträger sein. Dieser Übergang kann Impulse in die Wirtschaft geben und neue überregionale Wertschöpfung anstoßen. Insbesondere, wenn man den Blick über die Grenzen von Bundesländern hebt und mit übergeordneter Perspektive Synergien generiert. Das sind die zentralen Aussagen der gemeinsamen Studie »Wasserstoff-Masterplan für Ostdeutschland« von drei Fraunhofer-Instituten. 

Mit dem Masterplan legen die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS einen bundesländerübergreifenden Bericht für Ostdeutschland vor. Die Analyse nimmt die Herausforderungen und Chancen beim Aufbau einer ostdeutschen Wasserstoffwirtschaft in den Blick. Darüber hinaus enthält sie für die ostdeutschen Bundesländer eine Prognose der Wasserstoffnachfrage in den einzelnen Sektoren für die Jahre 2030 und 2050. 

Wasserstoff als Chance für Ostdeutschland

"Die Umstellung auf den Energieträger Wasserstoff bietet die große Chance, die sich ergänzenden ostdeutschen Stärken durch koordiniertes länderübergreifendes Handeln von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu bündeln", führt Mario Ragwitz, Leiter des Fraunhofer IEG und Sprecher des Wasserstoffnetzwerkes der Fraunhofer-Gesellschaft, in einer Pressemitteilung aus. 

Um den Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft in Ostdeutschland erfolgreich zu gestalten, machen die Forscher mehr als 50 konkrete Vorschläge, darunter auch die Gründung einer "Wasserstoffagentur Ostdeutschland", die alle ostdeutschen Wasserstoff-Interessen bündelt, Unternehmen bei Ihren Investitionsvorhaben begleitet und der Region beim Thema Wasserstoff eine starke Stimme gibt. 

Wasserstoffnachfrage prognostiziert

Sie haben in Ostdeutschland über 660 Akteure identifiziert und den verschiedenen Bereichen der Wertschöpfungskette zugeordnet werden. Weiterhin skizzieren die Expertinnen und Experten für jedes Bundesland detaillierte Stärken- und Schwächenprofile. Auf dieser Grundlage wiederum wurden drei länderübergreifende Fallstudien entwickelt. Das Ergebnis: Kurz- bis mittelfristig wird in der ostdeutschen Industrie ein Nachfragepotenzial von rund 15 Terawattstunden (TWh) insbesondere bei Raffinerien, der Basischemie und der Stahlproduktion gesehen. Weitere 2,3 TWh könnten laut der Analyse durch den Einsatz im Verkehrsbereich erschlossen werden. Bis 2050 wird für den Verkehrsbereich ein Gesamtpotenzial von 12 TWh und für den Einsatz in der Industrie ein Bedarf von 37 TWh prognostiziert. Zum Vergleich: Für das Jahr 2030 erwartet die Bundesregierung auf Basis der nationalen Wasserstoffstrategie einen Wasserstoffbedarf von ca. 90 bis 110 TWh deutschlandweit.

Um diese Wertschöpfungs- und Nachfragepotenziale schnellstmöglich anzureizen, sollten die ostdeutschen Landesregierungen spezifische Genehmigungs- und Zulassungsverfahren entwickeln, über die Veränderung von Beschaffungsrichtlinien nachdenken, aber auch konkrete Bildungsangebote unterbreiten, so die Fraunhofer-Experten.

In Auftrag gegeben wurde die Studie von der VNG mit Sitz in Leipzig. Ulf Heitmüller, CEO des Unternehmens, plädiert für einen möglichst sektorenübergreifenden und flächendeckenden Einsatz von Wasserstoff. (amo)