Gas

Gelsenkirchen: Mit Wasserstoff zur grünen Industriestadt

Die vom Strukturwandel gebeutelte Ruhrgebietsmetropole will zügig in die Wasserstoffwirtschaft einsteigen. Im Fokus stehen Industrie und Mittelstand.
06.04.2022

Gelsenkirchen will das Thema Wasserstoff vorantreiben und sucht neue Partner.

Gelsenkirchen setzt auf grünen Wasserstoff und will dessen Nutzung in Industrie und Mittelstand erforschen. Dazu haben die Spitzen von Stadt, Hochschule und Wirtschaft in der Westfälischen Hochschule die Initiative „H2GE – Wasserstoffstandort Gelsenkirchen“ gestartet, drei Pilotvorhaben vorgestellt und weitere Akteure eingeladen, sich der Initiative anzuschließen. Die drei Projekte sollen die Transformation zur grünen Industriestadt mit Wasserstoff in zentralen Bereichen vorantreiben:

Aufbauend auf der langjährigen Wasserstoffkompetenz der Westfälischen Hochschule soll das „H2 Solution Lab“ insbesondere mittelständischen Unternehmen der Region den Weg in die Wasserstoffwirtschaft ebnen – durch die gemeinsame Entwicklung technischer Lösungen und die Ausbildung akademischer Fachkräfte im Rahmen eines neuen Masterstudiengangs.

Wasserstofftechnologien skalieren

Die Erprobung von Wasserstofftechnologien im Industriemaßstab und die Fortbildung beruflicher Fachkräfte sind Gegenstand des „Hydrogen Industrial Research and Training Center (H2iRTC)“, das am Kraftwerksstandort der Uniper in Gelsenkirchen-Scholven entstehen soll.

Im bereits gestarteten „Klimahafen Gelsenkirchen“ wollen 17 Unternehmen eine Blaupause für die klimaneutrale Transformation eines ganzen Industrie- und Logistikareals entwickeln. Zur Dekarbonisierung ihrer Prozesswärme streben die energieintensiven Betriebe dabei die zügige Anbindung an eine leitungsgebundene Versorgung mit grünem Wasserstoff an.

Energiewende forcieren

Oberbürgermeisterin Karin Welge lädt weitere Akteure zum Mitmachen ein: „Klimawandel und der Krieg des russischen Präsidenten in der Ukraine erfordern einen beschleunigten Umbau unserer Energieversorgung – weg von den fossilen und hin zu den grünen Energien. Für viele Industriebranchen ist Wasserstoff dabei die Schlüsseltechnologie. Zum Erhalt und Ausbau unserer Industriearbeitsplätze treiben wir deshalb den Wandel gemeinsam voran. Die heute vorgestellten Projekte sind dafür ein kraftvolles Startsignal“, erläutert die Kommunalpolitikerin in einer Pressemitteilung. Die Stadt Gelsenkirchen will die Partner bei der Einbringung der Vorhaben in geeignete Förderprogramme unterstützen und hat den Wissenschaftspark mit der Koordination der Initiative beauftragt.

Uniper-Kraftwerksleiter Lars Wiese freut sich über den Schulterschluss der Akteure und betont die Chancen einer Transformation des Kraftwerksstandorts Scholven: „Unser Zukunftsprojekt H2iRTC ist ein wichtiger Schritt um Technologien zur Reife zu bringen, die eine Dekarbonisierung der Industrie im großen Stil ermöglichen werden. Wir bleiben dabei der Region treu, indem wir die Synergien des Standorts nutzen und ihn dabei auch gleich fit für die Zukunft machen.“

In die Offensive gehen

Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule, sieht in der Initiative echte Chancen für neue Impulse in der Region: „Es reicht nicht mehr, darüber zu reden, was man machen müsste, sondern es geht darum, jetzt aus der Defensive in die Offensive zu kommen und tatsächlich zu handeln. Das wollen wir mit dem H2-Solution-Lab: Zukunft mit konkreten Lösungsbeiträgen für eine nachhaltige Energieversorgung gestalten und Perspektiven für neue Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region schaffen.“

Lars Baumgürtel, geschäftsführender Gesellschafter der ZINQ GmbH & CO KG und Sprecher der Initiative Klimahafen Gelsenkirchen, hebt die Vorzüge des Wasserstoffstandorts Gelsenkirchen hervor: „Bereits mit der vorhandenen Strom- und Gas-Infrastruktur sowie den zahlreichen Akteuren mit langjähriger Erfahrung in der Erforschung, Produktion, Transport und Nutzung von Wasserstoff verfügt Gelsenkirchen über eine ideale Startposition für einen zügigen Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft. Die vorgestellten Projekte machen sich genau dies zunutze. Sie decken verschiedene Facetten der notwendigen Transformation ab und können sich gegenseitig befördern.“ (amo)