Gas

Handel mit CO2 kommt stark in Mode

Langweiliger Emissionshandel war gestern: Das Volumen an der Börse EEX hat sich mehr als verdoppelt. Die Preise gingen zudem stark hoch. Die ZfK hat exklusiv auch die verifizierten CO2-Ausstöße der handelspflichtigen deutschen Anlagen von 2017.
03.04.2018

Kohlendioxid ist das Gas, das mengenmäßig am stärksten zum Treibhauseffekt beiträgt. Es wird hauptsächlich aus fossil befeuerten Kraftwerken, Industrieanlagen, Heizkesseln und Fahrzeugen und in der Landwirtschaft ausgestoßen.

Die Energiebörse EEX, die das Gros des europäischen Emissionshandels organisiert, verzeichnet für März eine Steigerung des Handelsvolumens gegenüber März 2017 um 53 Prozent auf 250 Mio. Tonnen – und damit auch einen neuen Monatsrekord. Das teilten die Leipziger am Dienstag mit.

Demnach trug zu dem liquideren CO2-Markt vor allem der sogenannte Sekundärmarkt bei, also der eigentliche Markt, an dem Handelsteilnehmer Ausstoßrechte (EUA) auch verkaufen können. Sein Anteil stieg auf 99 Mio. Tonnen – ebenfalls ein monatlicher Höchststand.

In drei Handelstagen anderthalb Euro teurer

Auf dem Primärmarkt der EEX versteigern alle EU-Länder außer Großbritannien ihre nationalen Kontingente. Auf ihn entfällt naturgemäß der Rest des Handelsvolumens. Auch die Käufe und Verkäufe von Optionen auf EUA legten einen neuen Rekord hin: 73 Mio. Tonnen, mehr als das Dreifache des bisherigen Höchstwertes aus dem Februar 2017 von 27 Mio. Tonnen.

Preislich legte der CO2-Referenzkontrakt, der Future für Dezember diesen Jahres, im Laufe des März eine steile und fast stetige Aufwärtsentwicklung hin: Lag der Settlementpreis am Monatsanfang noch knapp unter zehn Euro pro Tonne, schnellte er zwischen 19. und 21. März von 11,07 auf 12,65 Euro und erreichte am 27. März Niveaus von 13,68 Euro pro Tonne – einen Höchstwert seit mindestens 2015. Am Dienstag lagen die Notierungen bis zum späten Nachmittag zwischen 12,60 und 13,30 Euro.

Amtlich: Deutsche Anlagen stießen 407 Mio. Tonnen aus

Im CO2-Sekundärmarkt gibt es – im Gegensatz zum Primärmarkt und zum Strom-Day-ahead-Markt – keine Auktion mit Markträumungspreis, weder im Terminmarkt noch im Spot. Der Settlementpreis ist der Abrechnungspreis der EEX, der einen gewichteten Durchschnitt der Abschlüsse widerspiegelt.

Derweil hat die EU-Kommission am Ostersonntag, 1. April (kein Aprilscherz) wie angekündigt die anlagenscharfen verifizierten CO2-Ausstöße veröffentlicht – in einer bewusst unkommentierten und nicht hochaggregierten Excel-Datei. Nach ZfK-Berechnungen emittierten die 2158 emissionshandelspflichtigen deutschen Kraftwerke und Industriebetriebe im vergangenen Jahr 407 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente. Der gesamte CO2-Ausstoß Deutschlands lag 2017 nach ersten Schätzungen des Umweltbundesamtes bei 905 Mio. Tonnen. Die Sektoren Verkehr, Landwirtschaft und Heizmarkt unterliegen nicht dem CO2-Handel. So erklärt sich die Differenz. (geo)

Hier externer Link zu den verifizierten CO2-Ausstößen 2017 pro Anlage im ETS