Gas

Studie: Investitionsumfeld entscheidend für Import von Wasserstoff und Synfuels

Die Forscher untersuchen, welche Rolle der Mittlere Osten und Nordafrika für die Versorgung Deutschlands haben könnten. Das Potenzial ist demnach groß, aber es brauche Verlässlichkeit.
07.12.2022

Wasserstoff-Importe für den heimischen Markt: Die neue Studie nimmt den Mittleren Osten und Nordafrika in den Blick.

Woher kommt zukünftig der Strom aus erneuerbaren Energien, um die Nachfrage nach Wasserstoff und flüssigen Kraftstoffen, die aus grünem Wasserstoff hergestellt werden (Synfuels), zu decken? Zu welchen Kosten könnten diese erzeugt werden? Und welchen Anteil müsste Deutschland und die Europäische Union (EU) importieren, wieviel könnte heimisch erzeugt werden? Diesen und ähnlichen Fragen gingen die Wissenschaftler des Wuppertal Instituts, des DLR und des IZES in ihrem dreieinhalbjährigen Projekt nach, welches vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert wurde. Sie fragten insbesondere, welche Rolle zukünftig der MENA-Region (Middle East and North Africa) bei der Versorgung Deutschlands und der EU zukommen würde.

 

Ein zentrales Ergebnis ist, dass in der MENA-Region sehr hohe technische Potenziale für Wasserstoff und Synfuels vorhanden sind. Im Mittel sind diese um den Faktor 60 bis 1.200 höher als der potenzielle Bedarf in Deutschland. Dabei wurde der mögliche Eigenbedarf der MENA-Länder schon eingerechnet. In den günstigsten Standorten liegen die Kraftstoff-Gestehungskosten im Jahr 2030 unter positiven Bedingungen bei 1,92 bis 2,65 Euro pro Liter und im Jahr 2050 bei 1,22 bis 1,65 Euro pro Liter.

Erst die eigene Versorgung sichern

Eine zentrale Voraussetzung für Importe aus der MENA-Region ist jedoch, dass die Erneuerbaren dort zunächst primär für die Abdeckung der weiter ansteigenden lokalen Stromnachfrage stark ausgebaut werden müssen, schreiben die Forscher. Erfahrungen aus der Vergangenheit haben laut der Analyse gezeigt, dass allein auf den Export ausgerichtete Ausbaustrategien erneuerbarer Energien nicht zuletzt aus Mangel an Akzeptanz vor Ort zum Scheitern verurteilt sind.

Die Analyse zeigt weiterhin, dass in der Bewertung möglicher Export-Potenziale nicht nur die Herstellungskosten, sondern auch das Investitionsumfeld entscheidend ist. Die Forscher haben herausgearbeitet, dass diese einen signifikanten Einfluss auf die resultierenden Gesamtkosten des Wasserstoffs und seiner Folgeprodukte und damit auf die Auswahl potenzieller Exportländer haben.

Investoren brauchen Planungssicherheit

„Unabhängig von den reinen Kostengrößen spielt die Planungssicherheit für Investoren eine zentrale Rolle“, erläutert Peter Viebahn, Co-Leiter des Forschungsbereichs Sektoren und Technologien am Wuppertal Institut und Leiter der MENA-Fuels-Studie. Es komme daher darauf an, dass langfristige stabile politische Rahmenbedingungen für einen Markt von grünem Wasserstoff sowie synthetischen Folgeprodukten geschaffen werden. „Gleichzeitig spielen politische Stabilität und Investitionsrahmenbedingungen in den potenziellen Produzentenländern der MENA-Region eine entscheidende Rolle.“

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die auf einem weltweiten Handelsmodell basierende komplementäre Analyse des IZES, die auch eine Vielzahl weiterer Länder außerhalb der MENA-Region berücksichtigt. Juri Horst, Projektleiter am IZES, erläutert in einer Pressemitteilung, dass MENA-Länder trotz geringer Erzeugungskosten und sehr großer Exportpotenziale nur dann interessante Partner für Deutschland oder die EU wären, wenn die Kapitalkosten für Investoren ein Niveau erreichen, das zu einem wirklichen Wettbewerbsvorteil führt. „Andernfalls könnte es für die EU aus Kostengesichtspunkten sinnvoller sein, sich weitgehend selbst zu versorgen oder bei globaler Öffnung und Verfügbarkeit Länder in Amerika und Ozeanien als Handelspartner für die EU eine zunehmend wichtige Rolle spielen.“ (amo)