Gas

Tennet-Chefin: Politik muss Energiewende mutiger vorantreiben

Mit nationalen Lösungen kann die Energiewende nicht gelingen, ist Tennet-Chefin Manon van Beek überzeugt. Es brauche schnell ein integriertes europäisches Energiesystem - und den politischen Willen, dieses zügig voranzubringen.
22.01.2020

Die Politik unternimmt nach Einschätzung von Manon van Beek, zu wenig, um ein integriertes europäisches Energiesystem voranzutreiben. Sie wünsche sich auch von den politisch Verantwortlichen in Deutschland mehr Mut, sagte die Chefin der Tennet Holding auf dem Handelsblatt-Energiegipfel in Berlin.

Insbesondere beim Netzausbau brauche es eine stärkere Unterstützung durch die Entscheidungsträger vor Ort. Immer wieder würden geführte Debatten über das Thema den Netzausbau empfindlich verzögern, statt für mehr Akzeptanz zu sorgen, kritisierte sie.

Umbau muss schneller vorankommen

Dabei sei es wichtig, beim Umbau der Energieversorgungssysteme sehr viel schneller voranzukommen. „Wir dürfen keine Zeit verlieren und müssen jetzt handeln“, so van Beek.

Mehr Tempo forderte auch Hans Coenen, Vize-Präsident Corporate Strategy & Business Development bei Nederlandse Gasunie. Gemeinsam mit van Beek stellte er auf dem Energiegipfel eine von beiden Unternehmen in Auftrag gegebene Studie vor. Diese zeigt unter anderem auf, dass die Energiewende nur dann erfolgreich gemeistert werden kann, wenn die Stromnetzinfrastruktur deutlich ausgebaut wird. Zusätzlich müsse aber auch das Gasnetz so um- bzw. ausgebaut werden, dass der Transport von Wasserstoff möglich wird.

Unrentable Investitionen verhindern

Wie van Beek und Coenen übereinstimmend betonten, komme es dabei darauf an, die Energieübertragungsinfrastrukturen für Strom, Wasserstoff und Methan rechtzeitig und integriert zu planen. So ließen sich unrentable Investitionen verhindern. „Wir können nicht auf Angebot und Nachfrage warten, wir brauchen jetzt eine Infrastruktur für Wasserstoff“, sagte Coenen. Zentral seien Lösungen für den Transport und die Speicherung.

Van Beek wiederum mahnte einen „fairen und wettbewerbsfähigen“ Markt für Wasserstoff an. Diesen gebe es derzeit nicht.

Green Deal als Treiber

Große Hoffnungen setzt die Tennet-Chefin in den von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorangetriebenen Green Deal. Länder- wie auch sektorenübergreifende Projekte seien der vielversprechendste Ansatz. Es brauche ein integriertes europäisches Energiesystem. „Nationale Energiewenden sind wichtig und bringen erste bedeutende Schritte für den Ausbau von erneuerbaren Energien. Aber wenn wir wollen, dass die Energiewende zeitgerecht und bezahlbar ist, brauchen wir eine enge politische Zusammenarbeit innerhalb Europas“, forderte van Beek. (amo)