Gas

TH2ECO: Regionales Wasserstoffprojekt nimmt Formen an

Regionale Partner aus Thüringen wollen grünen Wasserstoff produzieren und unter anderem für die Fernwärme nutzen. 2025 soll der erste Wasserstoff durch die Leitungen fließen.
23.03.2022

Wasserstoff aus der Region für die Region: Das hat sich das Projekt auf die Fahnen geschrieben.

Das regionale Wasserstoffprojekt TH2ECO hat sich nach dem Start im vorigen Jahr weiter etabliert. Aktuell sind mit der TEAG, den Stadtwerken Erfurt Netz und dem Güterverkehrszentrum GVZ weitere Projektpartner eingestiegen. Mit den Bestandspartnern Ferngas Netzgesellschaft, SWE Energie, Green Wind Innovation und BOREAS Energie hat sich die Anzahl der Partner damit auf sieben erhöht. TH2ECO beabsichtigt zunächst die Nutzung von Windenergie aus nordthüringischen Windparks zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, welcher bspw. im GuD-Heizkraftwerk der Stadtwerke Erfurt zur städtischen Wärmeversorgung eingesetzt werden kann.

In der Planung sind dazu in der ersten Ausbauphase in den kommenden drei Jahren zwei Elektrolyseure mit insgesamt 20 Megawatt Leistung vorgesehen. Der Transport des grünen Wasserstoffs soll über eine rund 42 Kilometer lange Erdgasleitung der Ferngas Netzgesellschaft, die zur Wasserstoffnutzung umgerüstet wird, erfolgen.

Wasserstoff für die Fernwärme

„Es ist so möglich, 40 Prozent der Erfurter Einwohner mit wasserstoffgenerierter Fernwärme anteilig zu versorgen“, erläutert Marco Türke, Leiter des GuD-Heizkraftwerks in Erfurt, in einer Pressemitteilung. Frank Heidemann, Geschäftsführer der SWE Netz sieht durch dieses Projekt auch die große Chance, erste Erfahrungen bei der Beimischung von Wasserstoff zum Erdgas zu sammeln.

Erklärtes Ziel der Projektpartner und einer größeren Gruppe von unterstützenden Unternehmen und Institutionen ist der Aufbau eines Marktmodells, bei dem verschiedene Erzeuger grünen Wasserstoff in eine kontinuierlich wachsende Leitungsstruktur einspeisen. Hierbei wird die gesamte Wertschöpfungskette von der Erzeugung über den Transport bis zur Abnahme abgedeckt. Die dabei angestrebte Umstellung auf eine 100prozentige Wasserstoffnutzung bezieht ausdrücklich auch Verwendungen zusätzlich zur Fernwärme mit ein. 

Einsatz in der Mobilität

„Mit der sogenannten Sektorenkopplung bringen wir Wasserstoff auch in die CO2-freie Mobilität ein“, so Matthias Sturm, Geschäftsbereichsleiter Strategie der TEAG. „Zudem zeigt TH2ECO eine Perspektive für die immer noch ungelöste Speicherproblematik. Mit überschüssigem Windstrom erzeugter grüner Wasserstoff ist speicherfähig und kann so fossiles Erdgas ersetzen.“ Konkrete Speicherorte gebe es in Thüringen bereits – etwa den Untergrundspeicher Kirchheilingen, welcher derzeit noch mit Erdgas betrieben werde, so Sturm weiter.

Lokal erzeugter Wasserstoff führt zur Dekarbonisierung und Autarkie in der Energieversorgung. „Mit TH2ECO ersetzen wir fossiles, importiertes Erdgas durch grünen Wasserstoff aus regionaler Wertschöpfung bzw. Erzeugung“, erklärt Katharina Großmann, Projektleiterin bei der Ferngas. „2025 soll der erste Wasserstoff durch unsere Leitungen fließen. Je nach Bedarf sind dann kleinere oder größere Heizkraftwerke, Wasserstofftankstellen, Industrieunternehmen oder Großspeicher die Abnehmer.“

Auch Importe sind angedacht

Für die Jahre ab 2030 ist die Anbindung des bis dahin aufgebauten regionalen Thüringer H2-Netzes an vorgelagerte H2-Netze der Ferngasnetzbetreiber geplant. Damit sind dann H2-Importe oder auch H2-Exporte aus Norddeutschland oder auch aus Südeuropa möglich.

Mathias Trostorff, Leiter Netzwirtschaft der Ferngas, sieht TH2ECO dabei als richtungsweisendes Pilotprojekt. „Für dieses Projekt haben sich verschiedene regionale Unternehmen und Marktteilnehmer zusammengeschlossen, um gemeinsam für Versorgungsicherheit in Thüringen durch Erneuerbare Energien auf Basis von grünem Wasserstoff zu sorgen. Der Ersatz von fossilem Erdgas durch H2 in Verbindung mit Preisstabilität und langfristigen Verträgen kann so gelingen.“     

Die Planung des Projektes TH2ECO, die bereits seit einem Jahr läuft, geht grundsätzlich von einer Nutzung von 100%ig grünem Wasserstoff aus. Am Beginn der Erzeugung stehen die Elektrolyseure, die CO2- und emissionsfreien Windstrom nutzen; der Transport ist ebenfalls klimaneutral gestaltet.