Wasserstoff: Bundesregierung muss den Rechtsrahmen zügig anpassen
Ein breites industrie- und energiepolitisches Bündnis macht sich für Änderungen im Energiewirtschaftsgesetz und der Gasnetzzugangsverordnung stark. Die Bundesregierung müsse unbedingt noch in dieser Legislaturperiode aktiv werden, um eine zügige Schaffung einer Transportinfrastruktur für Wasserstoff zu ermöglichen, heißt es in einem zwölfseitigen Positionspapier mit dem Titel "Auf dem Weg in einen wettbewerblichen Wasserstoffmarkt".
Darin machen die fünf Wirtschafts- und Energieverbände Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas (FNB Gas), Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) und Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) detaillierte Vorschläge für aus ihrer Sicht notwendige rechtliche und regulatorische Anpassungen.
Bekenntnis zur Technologieneutralität
Handlungsbedarf sehen die Autoren des Papiers vor allem mit Blick auf die Umstellung bestehender Infrastrukturen von Erdgas auf Wasserstoff. Nicht minder wichtig sei es, eine technologieneutrale Definition von Wasserstoff zu erarbeiten, betonen sie weiter. Diese solle es den Netzbetreibern ermöglichen, Wasserstoff unabhängig von der Art seiner Erzeugung zu transportieren.
Der Handlungsdruck sei hoch, ist das Verbändebündnis überzeugt. "Wir stehen in den Startlöchern. Aber noch fehlt uns der Rechtsrahmen, um reine Wasserstoffnetze zu errichten und zu betreiben. Wir wollen unsere bestehende Infrastruktur dafür nutzen und in Teilen auf Wasserstoff umstellen. Nur so können die künftig enormen Bedarfe der verschiedenen Sektoren volkswirtschaftlich effizient gedeckt werden. Wenn wir die Chance des NEP Gas 2020 verstreichen lassen, gehen Deutschland wertvolle Jahre für die Realisierung einer Wasserstoffinfrastruktur als Rückgrat für die Wasserstoffwirtschaft verloren", sagt Inga Posch, Geschäftsführerin von FNB Gas.
Industrie fordert Planungssicherheit
Auch die Industrie scharrt schon mit den Füßen, gilt Wasserstoff doch als wichtiger Schlüssel für die Erreichung der gesetzten Klimaziele. "Für die Dekarbonisierung von Industrieprozessen benötigen wir enorme Mengen an Wasserstoff und die entsprechende Transportinfrastruktur", erläutert Hans-Jürgen Witschke, Hauptgeschäftsführer des VIK.Die Industrie sei bereit, ein deutschlandweites Wasserstoffnetz zu errichten, benötige dazu aber Planungs- und Investitionssicherheit.
Ob die Bundesregierung die mahnenden Stimmen aus der Branche berücksichtigen wird, steht in den Sternen. Die Nationale Wasserstoffstrategie, die ursprünglich bereits im vergangenen Jahr hätte vorlegt werden sollen, verzögert sich weiter. Hinter den Kulissen werde weiter mit Hochdruck an dem Papier gearbeitet, heißt es. (amo)