Strom

Erste Kooperation zur Minutenreserve zwischen Österreich und Deutschland

Deutschland und Österreich erproben einen regionalen Binnenmarkt zum gemeinsamen Einsatz von Minutenreserve – damit sind sie die ersten in Europa. Die fünf Übertragungsnetzbetreiber beschaffen außerdem ab Februar gemeinsam Sekundärrreserven.
05.02.2020

Bei dem Projekt "Gamma" handelt es sich laut den fünf ÜNB um die erste Kooperation im Bereich der Minutenreserve, die regional die Ziele der Guideline Electricity Balancing erfüllt und einen übernationalen Markt für Regelarbeit schafft.

Seit Dezember 2019 tauschen die deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW sowie die österreichische Austrian Power Grid (APG) sogenannte „Minutenreserve“ aus. Damit kooperieren Deutschland und Österreich als erste Staaten in Europa bei allen Regelreservearten. Die Aktivierung von Minutenreserve erfolgt innerhalb von 15 Minuten. Sie wird nach „Primärregelleistung“ und „Sekundärreserve“ eingesetzt. Die Zusammenarbeit soll für mehr Stabilität im europäischen Stromnetz sorgen.

Die Kooperation, die unter dem Projektnamen „GAMMA“ (German-Austrian Manual Merit Order Activation) geführt wird ist nach Angaben der fünf ÜNB richtungsweisend, da sie als erste Kooperation im Bereich der Minutenreserve regional die Ziele der Guideline Electricity Balancing erfülle und einen übernationalen Markt für Regelarbeit schaffe. So können Deutschland und Österreich einen regionalen Binnenmarkt für den gemeinsamen Einsatz von Minutenreserve erproben und die dabei gesammelten Erfahrungen als internationale Vorreiter bei der Integration von Regelenergiemärkten in das europäische Projekt „MARI“ (Manually Activated Reserves Initiative) einbringen.
 
Sekundärregelarbeit: Breite Zusammenarbeit seit vier Jahren

Schon seit August 2016 tauschen die ÜNB gemeinsam Sekundärregelarbeit grenzüberschreitend aus. Sie zählen sich daher als Vorreiter für die europäische Plattform zur gemeinsamen Aktivierung von Sekundärregelarbeit „PICASSO“. Über die Anforderungen der Guideline Electricity Balancing hinaus soll nun die Sekundärregelarbeits-Kooperation Deutschland/Österreich im Februar 2020 um eine gemeinsame Beschaffung von Sekundärreserve erweitert werden.

Hier ist konkret vorgesehen, dass in einer Startphase bis zu 80 MW, später bis zu 280 MW, grenzüberschreitend beschafft werden können. Die in diesem Zusammenhang notwendige Kosten-Nutzen-Analyse für die Allokation der grenzüberschreitenden Transportkapazitäten haben die kooperierenden ÜNB gemeinsam entwickelt. Dabei werde der Marktwert grenzüberschreitender Übertragungskapazität für den Day-Ahead-Markt dem der Sekundärreserve gegenübergestellt und die Beschaffung entsprechend optimiert. So soll diejenige Menge an grenzüberschreitender Übertragungskapazität ermittelt werden, die der Sekundärreserve zugewiesen wird. Auch diese Kooperation stelle ein Leuchtturmprojekt in Europa dar und greift damit den Zielen des Clean-Energy-Packages vor, betonen die Übertragungsnetzbetreiber.
 
Die fünf ÜNB sind außerdem Teil des internationalen Netzregelverbundes (IGCC), der die gegenläufigen Aktivierungen von Sekundärreserve vermeiden soll, sowie der FCR-Kooperation, die eine gemeinsame grenzüberschreitende Beschaffung von Primärregelleistung als Ziel hat. (sg)