Strom

Fernsteuerung von Tausenden Windkraftanlagen weiter gestört

Noch immer sind mehrere tausend Windkraftanlagen von Enercon von einer Satelliten-Störung betroffen, an einer Lösung werde gearbeitet. Der Grund dafür könnte ein russicher Hackerangriff sein, der eigentlich der ukrainischen Internetversorgung gegolten haben soll.
02.03.2022

Abgeschnitten von der Fernsteuerung sind derzeit über 5000 Enercon-Windturbinen. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht.

Der Betrieb von tausenden Windenergieanlagen ist wegen einer Störung der Satellitenverbindung weiter eingeschränkt. Beim großen deutschen Windenergieanlagen-Hersteller Enercon sind 5800 Anlagen in Zentraleuropa betroffen, wie das Unternehmen am Mittwoch in Aurich mitteilte. Enercon arbeite mit Hochdruck an einer Lösung.

Die Fernüberwachung und -steuerung der Anlagen mit einer Gesamtleistung von elf Gigawatt ist demnach seit Donnerstag (24. Februar) nur eingeschränkt möglich - das war der Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine. Die Anlagen sind aber in Betrieb und produzieren Energie. Bis zur Lösung des Problems sollen sie im Automatikmodus laufen und sich selbstständig regulieren.

Russicher Hackerangriff?

 

Der Grünen-Europapolitiker Niklas Nienaß brachte die Störung in Zusammenhang mit der russischen Invasion in der Ukraine. «Schuld könnte ein Angriff russischer Hacker auf ein Satellitennetzwerk sein, über das die Anlagen gesteuert werden», erklärte Nienaß in Brüssel.

Die Störung beeinträchtigt den Kommunikationskanal des Service zu den Anlagen. Im Falle eines Problems könnte die Störung nicht aus der Ferne behoben werden, ein Team müsste zur Anlage fahren. Die Netzbetreiber haben Enercon zufolge uneingeschränkt Zugriff auf die Anlagen, um deren Verhalten im Stromnetz zu steuern. Da die Anlagen zur kritischen Infrastruktur zählen, hat Enercon den Vorfall an das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gemeldet. Das Unternehmen stehe in engem Kontakt mit der Behörde, hieß es.

Ziel waren nicht unbedingt die Windräder

Mit den Providern des Satelliten-Kommunikationsnetzwerks versucht Enercon, die Störung zu beenden. Parallel sollen alternative Kommunikationsanbindungen aufgebaut werden, hieß es in einer Mitteilung vom Dienstag. Enercon zufolge sind von der Störung europaweit rund 30 000 Satellitenterminals betroffen, die von Unternehmen und Organisationen genutzt werden.

Grünen-Politiker Nienaß warnte: «Der Vorfall zeigt, dass elementare Bereiche unserer Gesellschaft heute abhängig von Satellitentechnologie sind.» Diese kritische Infrastruktur in Europa müsse besser geschützt werden.» Sollten russische Hacker hinter der Störung stecken, «dann wollten sie sicherlich nicht deutsche Windräder angreifen, sondern die ukrainische Internetversorgung lahmlegen». Doch hingen die deutschen Anlagen eben mit dran. (lm/dpa)