Strom

Mittelstand kämpft mit Bürokratie beim PV-Ausbau

Der Bundesverband „Der Mittelstand“ macht auf Probleme seiner Mitgliedsunternehmen beim PV-Ausbau aufmerksam, aufgrund von fehlenden Netzanschlüssen und überbordender Bürokratie würde Solarleistung im MW-Bereich festhängen.
16.05.2022

Gewerbliche PV-Anlagen zählen zu einem wichtigen Standbein des Erneuerbaren-Ausbaus, derzeit gibt es hier jedoch viele Fallstricke und Hürden.

Mittelständische Unternehmen in ganz Deutschland würden derzeit auf den Netzanschluss für ihre fertig installierten Photovoltaikanlagen warten, berichtet der Bundesverband „Der Mittelstand“ (BVMW).  Mit der gravierenden Folge, dass dutzende MW Leistung ungenutzt bleiben.

"Der Mittelstand ächzt unter den enormen Energiekosten. Gleichzeitig verhindert es die deutsche Bürokratie einmal mehr, dass Unternehmer*innen ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen, um selbst Strom zu produzieren, und somit einen echten Beitrag zur Lösung der Energiekrise leisten", erklärt Markus Jerger, Vorsitzender des BVMW und ergänzt: "Angesichts aller Versuche der Politik, uns unabhängiger von Energieimporten zu machen, ist es geradezu fahrlässig, wie hier das unternehmerische Engagement für eine erfolgreiche Transformation ignoriert wird."

Clearingstelle für Netzfragen

Verzögerungen bei der Zertifizierung

So klagen die Unternehmen vor allem über Verzögerungen bei der Zertifizierung ihrer Anlagen und beim Netzanschluss. "Andere sehen aufgrund der komplizierten Prozesse gänzlich von der Installation einer Anlage ab oder nutzen nicht das gesamte Flächenpotenzial ihrer Betriebe aus", meint Jerger.

Der Mittelstand sei bereit, den Ausbau der erneuerbaren Energien mit voranzutreiben. Doch dafür bedürfe es eines klares Regelwerks und auch einen direkten staatlichen Ansprechpartner, der im Falle unterschiedlicher Interpretationen technischer Regeln für den Anschluss unabhängig vermitteln und so Verzögerungen verhindern könne. Eine pragmatische Zwischenlösung könne die Erteilung einer vorläufigen Betriebserlaubnis für die Anlagen und eine Zertifizierung im Nachgang sein, schlägt Jerger vor.

Clearingstelle Netze bei der BNetzA ansiedeln

Für eine langfristige Beschleunigung der Eigenproduktion fordert der BVMW hingegen die Einrichtung einer neutralen Stelle zur außergerichtlichen Klärung von Anwendungsfragen beim Aufbau von entsprechenden Erzeugungsanlagen - analog der bereits existierenden Clearingstelle EEG, die für Fragen und Streitigkeiten zum Erneuerbare-Energien-Gesetz eingesetzt worden war.

Jerger: "Eine Clearingstelle Netze, am besten direkt bei der Bundesnetzagentur angesiedelt, könnte helfen, administrative Fragen und Probleme schnell und unbürokratisch aus dem Weg zu räumen. Und so auf das große Ziel, sich unabhängiger von Energielieferländern zu machen, einzahlen." (lm)