Strom

Modellprojekt: Tausende Stromsperren vermieden

Im Saarland ziehen Energieversorger, Behörden und Beratungsstellen an einem Strang, um Stromsperren möglichst zu verhindern.
25.02.2018

Seit fünf Jahren gibt es das Saarbrücker Vier-Punkte-Modell, dem sich auch das Land mit einer Selbstverpflichtungserklärung angeschlossen hat. Trauriger Anlass für das Modellprojekt war eine Brandkatastrophe in Saarbrücken-Burbach im August 2012. Damals starben vier Kinder, nachdem eine brennende Kerze ein Feuer ausgelöst hatte. Der einkommensschwachen Familie war zuvor der Strom und damit auch das Licht abgeklemmt worden.

Das Saarbrücker Modell basiert auf einer Einwilligungserklärung des Sozialleistungsempfängers, die einen Datenaustausch zwischen dem Grundversorger Energie SaarLorLux und dem zuständigen Jobcenter ermöglicht. Dadurch wird dem Energieversorger erlaubt, das Jobcenter zu informieren, wenn dem Kunden eine Stromsperre droht - um dann gemeinsam eine Lösung zu finden und zu verhindern, dass die Betroffenen tatsächlich im Dunkeln dastehen.  

Saarbrücker OB zieht positive Bilanz

Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) nennt das Projekt einen Erfolg: Zwischen 2013 und Ende 2017 konnten demnach rund 3.100 Sperrungen vermieden werden. "Das Modell ist ein wichtiger Baustein im Zusammenspiel von säumigen Kunden, Grundversorger, Netzbetreiber und Jobcenter, der die notwendige Eigeninitiative der betroffenen Kunden ergänzt", sagte sie. Um eine flächendeckende Lösung für alle Bevölkerungsgruppen zu finden, müsse jedoch allein schon aufgrund der freien Wahl des Energieversorgers bundesweit eine Lösung getroffen werden.

Auch auf Landesebene, wo sich ein Runder Tisch an dem Saarbrücker Modell orientiert, verzeichnet man Erfolge: Ein erstes Monitoring für das Saarland kam zu dem Ergebnis, dass zwischen Juli 2015 und Juni 2016 knapp 88.000 Stromsperren angedroht aber nur ein Prozent davon umgesetzt wurden.

Zweiter landesweiter Monitoring-Bericht geplant

Für 2016/2017 liegen dem Verbraucherschutzministerium keine Zahlen vor, ein zweiter Monitoring-Bericht ist für den Erhebungszeitraum Juli 2017 bis Juni 2018 geplant, wie aus einer Antwort auf eine Anfrage der Linken-Landtagsfraktion hervorgeht. Die Landesregierung leitet demnach aus dem landesweiten Monitoring ab, dass in den vergangenen Jahren ein Lernprozess stattgefunden hat, der die erfolgreiche Umsetzung der Selbstverpflichtungserklärung ermöglichte.

Insbesondere begrüßt das Ministerium demnach den funktionierenden Informationsfluss zwischen Stromversorgern, Sozialbehörden und Verbrauchern, wobei auch nichtbehördlichen Beratungsstellen einbezogen würden. Das Ministerium betont, die Zahl der Stromsperren sei rückläufig. (dpa)