Telekommunikationsbranche stellt auf erneuerbare Energien um
Vodafone kündigte am Donnerstag eine komplett "grüne" Strombilanz im Inland an, also Energie aus Wind, Sonne oder Wasserkraft. Dies forderten zunehmend auch Kunden, Mitarbeiter und der Kapitalmarkt ein, hieß es aus der Deutschlandzentrale des Unternehmens.
In eigenen Anlagen und Geschäften beziehe die Düsseldorfer Firma seit April nur Ökostrom. In Mietobjekten oder auf Privatgrundstücken mit Vodafone-Antennen komme mitunter "grauer" Strom über den Vermieter. Diesen in Kohlekraftwerken erzeugten Strom will Vodafone nun über den Kauf von Erneuerbaren-Zertifikaten ausgleichen.
Grüne Bilanz dank Zertifikaten
Mit den Zertifikaten, die für anderswo betriebene Solar-, Wind- oder Wasserkraftanlagen stehen, wird Vodafones Stromverbrauch rechnerisch "grün" - und zwar rückwirkend für das im April begonnene Geschäftsjahr 2020/21. Als Kosten für Zertifikate und für direkt bezogenen Grünstrom veranschlagt Vodafone etwa 25 Mio. Euro für fünf Jahre.
Umweltschützer bemängeln jedoch, dass durch den Nachweishandel weiterhin CO2 emittiert wird und sich somit alles in allem nur wenig ändert. Am besten wäre es aus ihrer Sicht, den Strom aus Ökoquellen vor Ort zu beziehen.
Bis 2025 klimaneutral
Mit dem Zertifikatekauf reduziert Vodafone seinen CO2-Ausstoß auf dem Papier nach eigenen Angaben um 92 Prozent. Die verbliebenen 8 Prozent entfallen unter anderem auf die Dienstwagenflotte und auf Notstrom-Dieselgeneratoren. Bei den Aggregaten prüft die Firma, ob sie Wasserstoff-Varianten einsetzen kann.
Die Dienstwagenflotte soll bis 2025 zur Hälfte auf Elektro umgestellt sein. Ebenfalls bis 2025 will Vodafone "klimaneutral" sein – das heißt, dass die restlichen Emissionen durch Klimaschutzprojekte ausgeglichen werden.
Telefónica will nachziehen
Auch Vodafones Wettbewerber Telefónica Deutschland bezieht mit seiner Marke O2 schon seit 2016 hundert Prozent Grünstrom. Wie bei der Konkurrenz auch galt der Stromanteil bei Mietobjekten als "grau" – also nicht aus Erneuerbaren. Die Miete für einen Antennenstandort bezahlt die Münchener Firma inklusive Stromkosten.
Woher die Energie kommt, ist Sache des Vermieters, und der dürfte aus Sicht von Branchenkennern häufig auf die billigste Quelle setzen und damit auch auf Kohle.
Zum Ausgleich will Telefónica ab Anfang 2021 Grünstrom-Zertifikate einkaufen, die sich auf skandinavische Wasserkraft beziehen. Dadurch würde Telefónica seinen Stromverbrauch rechnerisch ebenfalls komplett "grün" machen. 2019 lag der "graue" Anteil noch bei 16 Prozent des Konzernstromverbrauchs, Tendenz sinkend.
Telekom seit Jahresbeginn auf Kurs
Die Deutsche Telekom deckt ihren Stromverbrauch im Inland schon seit Jahresbeginn komplett mit Erneuerbaren ab und setzt hierbei ebenfalls auch auf Zertifikate-Einkauf.
Vodafone will Strom erzeugen
Als Schritt in Richtung Klimaschutz will Vodafone mehr "grünen" Strom selbst erzeugen. Das Düsseldorfer Unternehmen arbeitet unter anderem mit dem Start-up Mowea zusammen, das kleine Windräder für Mobilfunkmasten entwickelt. An Standorten, die wenig Wind haben, sollen verstärkt Solaranlagen zum Einsatz kommen.
Allerdings handelt es sich bei der eigenen Stromerzeugung nur um einen kleinen Teil des Energiebedarfs der Firma, wie ein Sprecher betont. Als weiteres Klimaschutz-Standbein sehen Vodafone, Telefónica und die Telekom eine bessere Energieeffizienz – Stromfresser werden stillgelegt und neue Technik wird eingebaut.
5G spart Energie
2019 hat Vodafone den Angaben zufolge zehn Mal so viele Daten transportiert wie 2014, der Stromverbrauch blieb den Angaben zufolge aber in etwa gleich. Hilfreich ist hierbei auch der neue Mobilfunkstandard 5G, der den Angaben zufolge 80 Prozent weniger Energie benötigt als sein Vorgänger 4G (LTE). (dpa/jk)