Strom

Windkraft: Deutschland steht europäischem Investmenttrend im Weg

Die Investitionsbereitschaft für Windkraftprojekte ist in Europa ungebrochen – laut einer Auswertung von Wind Europe hätte 2019 ein Rekordjahr werden können, wäre Deutschland weniger restriktiv beim Ausbau.
09.04.2020

Europa legt ein Spitzenjahr in Sachen Investitionsbereitschaft für Windkrftprojekte hin – Deutschland hingegen trübt die Bilanz.

Wind Europe hat mit dem vergangenen Jahr abgerechnet – mit einem ziemlich bemerkenswerten Ergebnis: Rund 19 Mrd. Euro wurden in Europa in den Ausbau der Windenergie investiert. Weitere 33 Mrd. Euro umfassten die Refinanzierung, den Erwerb und andere Transaktionen im Zusammenhang mit Windparks. Das geht aus dem jährlichen Finanzierungs- und Trendreport von Wind Europe hervor.

Der Löwenanteil der Investitionen floss mit 13 Mrd. Euro in den Bereich Onshore. Damit konnten 10 GW an neuen Projekten entwickelt werden, was zeigt, das die Windkraft an Land nach wie vor die wichtigste und vielversprechendste Erneuerbaren-Technologie aus Sicht der Investoren ist.

Deutschland als Bremser in Europa

So geht Giles Dickson, CEO von Wind Europe, davon aus, dass rund 80 Prozent der Windkraftkapazitäten in den nächsten fünf Jahren auf Onshore-Projekte entfallen werden. Am meisten wurde 2019 von den Spaniern finanziert. 2,8 Mrd. Euro waren ein Spitzenwert, sowohl was den investierten Betrag als auch die finanzierte Kapazität betrifft. Auf Platz 2 und 3 der größten Investoren landeten Schweden und Polen.

"Die Investoren verstehen, dass Windenergie eine gute Chance ist, um den europäischen Green Deal zu erfüllen. Wind macht heute 15 Prozent der Elektrizität in Europa aus. Die EU-Kommission erwartet, dass der Anteil bis 2050 bei 50 Prozent liegen wird“, so Dickson und ergänzt: 2019 hätte ein Rekordjahr für Windinvestitionen werden können, wäre es nicht zu einem starken Rückgang der Neuinvestitionen in Deutschland gekommen. Als Gründe hierfür nennt der Wind-Europe-CEO die komplexen und unklaren Regularien der Bundesregierung.

PPA im Aufwind

Auch PPA sind ein Trendthema in Europa. Noch nie zuvor wurden mehr Verträge über den Kauf von Strom aus erneuerbaren Energien durch Unternehmen unterzeichnet als im vergangenen Jahr. Über alle erneuerbaren Energiequellen hinweg schlossen Unternehmen allein im Jahr 2019 Verträge über mehr als 2,5 GW ab, wobei die Windenergie etwa 1,7 GW beitrug.

Im Bericht von Wind Europe wird auch auf die zunehmend wichtiger werdende Rolle der Banken bei der Investition in Windprojekte eingegangen. Mehr als 20 Mio. Euro wurden als Kredite an Investoren vergeben. Auch auf die aktuelle Corona-Krise ging Dickson ein: Noch sei nicht absehbar, wie sich die Umstände auf die Investitionen in der Windbranche auswirken. Aber erneuerbare Energien und der europäische Green Deal seien der Motor für die Erholung Europas. „Sie schaffen Wachstum. Sie sichern Arbeitsplätze. Sie sind der Schlüssel zu unserer technologischen Führungsrolle auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft", so Dickson. (ls)