Wärme

2030: Kohleausstieg Berlins ist machbar, aber…

Das Land Berlin und Vattenfall haben die Machbarkeitsstudie: "Kohleausstieg und nachhaltige Fernwärmeversorgung Berlin 2030" präsentiert. Dabei zeigte sich jedoch, dass der Ausstieg nur ein Zwischenschritt ist.
16.09.2019

Die Studie, die von BET Büro für Energiewirtschaft und technische Planung GmbH umgesetzt wurde, kommt zu dem Schluss, dass ein Kohleausstieg bis 2030 möglich sei.

Durch den Ersatz von Steinkohle können jährlich mehr als zwei Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Das entspricht rund 13 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes im Land Berlin (2016: insgesamt 16,9 Mio. Tonnen). Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, erklärt zur Präsentation der Studienergebnisse: "Der Kohleausstieg bis 2030 ist für Berlin ein großer Schritt beim Klimaschutz. Da es hierbei auch um Fernwärme geht, ist der Kohleersatz eine besondere Herausforderung. Die Machbarkeitsstudie zeigt detailliert, wie Klimaschutz ganz konkret gelingen kann." Das sei außerordentlich wichtig, denn um die Erderhitzung zu begrenzen, müsse gehandelt werden.

Wie gelingt der Ausstieg?

Das Fernwärmesystem – so zeigen die Ergebnisse der Studie – bietet die Möglichkeit, Wärme aus verschiedenen nachhaltigen Quellen aufzunehmen und zu verteilen: Die Nutzung und Integration klimafreundlicher Energien wie Geothermie und Biomasse sowie die Nutzung von Abwärme, die ansonsten ungenutzt in die Umwelt abgegeben würde (vor allem Abwasser oder industrielle Abwärme), tragen etwa zu 40 Prozent zum Ersatz der Kohle bei.

Neue hocheffiziente, modulare Gas-KWK-Konzepte bringen dabei rund 60 Prozent. Die Einbindung von Speicherlösungen und Power-to-Heat zur Integration erneuerbaren Stroms in der Wärmeversorgung soll darüber hinaus klimaschonende Wärme für die Metropole Berlin bereitstellen. Das Gas-KWK-Konzept wird hierbei "wasserstoff-ready" ausgelegt sein. Die aktuellen Heizkraftwerke Reuter West und Moabit werden so zu Energie-Verbundstandorten entwickelt.

Kohleausstieg als Zwischenschritt

Für eine vollständige Dekarbonisierung müssten weitere Maßnahmen ergriffen und politische Rahmenbedingungen verbessert werden. Der Kohleausstieg 2030 soll ein substanzieller Zwischenschritt . Aber auch nach 2030 müssten zusätzliche Potenziale zur klimaneutralen Fernwärmeerzeugung erschlossen und die Brennstoffbasis für die bis 2030 neu errichteten Gas-KWK-Anlagen so verändert werden, dass auch die Nutzung von fossilem Gas enden kann. Eine weitere Baustelle sei der aktuell wichtige Baustein der Energiegewinnung aus Abfall, heißt s aus dem Energieunternehmen. Im Zero-Waste-Szenario des Landes Berlin falle kein Abfall mehr an – auch darauf müsse sich die Stadt vorbereiten.

Die Politik müsste nun den richtigen Rahmen setzen, um den Kohleausstieg bis spätestens 2030 zu unterstützen und die weitere Dekarbonisierung bis 2050 zu ermöglichen, so das Fazit aus der Machbarkeitsstudie: Dazu würden beispielsweise der Wegfall des Photovoltaik-Ausbaudeckels im EEG und verbesserte Rahmenbedingungen zum Ausbau von On-/Offshore-Wind zählen. Aber auch Instrumente zur signifikanten Reduzierung des Wärmebedarfs in Neubau und Bestandsbauten sowie Anreize zur Erhöhung der Sanierungsraten wären weitere Maßnahmen, kommt die Studie zum Schluss.

Nach dem Ausstieg ist vor dem Ausstieg

Für die Zeit nach 2030 bliebe aber noch viel zu tun, denn auch das Erdgas müsse ersetzt werden und hierfür stünden heute noch nicht alle Technologien zur Verfügung, so Günther weiter. "Wir brauchen aber auch flankierende Maßnahmen auf Bundesebene – wie eine CO2-Bepreisung und Instrumente für eine massive Beschleunigung der Gebäudesanierung", so die Umweltsenatorin. (ab)