Wärme

Arbeiten im Nadelöhr: Stadtwerke Böblingen treiben Fernwärmeausbau voran

Die Leitungsverlegung auf der Böblinger Hulb ist für das kommunale Unternehmen eine echte Herausforderung. Eine nur 1,20 m breite Bahnunterquerung sorgte für Kopfzerbrechen.
19.07.2021

Eine Seilwinde zieht die Rohre durch den Tunnel.

Das Böblinger Gewerbegebiet Hulb wird mit der Förderung aus dem Programm „Klimaschutz mit System” an das Fernwärmenetz der Stadt angeschlossen, wie die Stadtwerke Böblingen mitteilen. 1,5 Mio. Euro stehen dem regionalen Energielieferanten aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) für das Projekt zur Verfügung. Spatenstich war im vergangenen November. Jetzt wurden nach Angaben der Stadtwerke in einem technisch sehr anspruchsvollen  Verfahren insgesamt ca. 38  Meter Fernwärme- und Wasserleitungen in einer nur 1,20 m breiten Bahnunterquerung der Bahnstrecke Stuttgart-Horb verlegt.

Um den Ringschluss an das bestehende Fernwärmenetz herzustellen, mussten insgesamt zwei DN 200 Fernwärmerohre, eine neue WasserIeitung und acht Leerrohre durch eine Bahnunterquerung unterhalb der Bahnstrecke Stuttgart-Horb im Gewerbegebiet Hulb geführt werden. Eine technisch anspruchsvolle Aufgabe. Denn die Bahnunterquerung ist drei Meter lang, jedes Rohr aber nur etwa zwölf Meter und die Bahnunterquerung bietet mit nur 1,20 Meter Breite keinen Platz für die Bauarbeiten.

„Das waren Bauarbeiten in einem Nadelöhr”, lässt sich Elias Jährling, der bei den Stadtwerken Böblingen als Projektleiter für das Bauvorhaben verantwortlich ist, in der Mitteilung zitieren.

Aufwendige Maßnahmen

Die Unterquerung musste zunächst entkernt, zwei ausgediente Wasserrohre entkernt, die Schachte aufgebrochen, leergeräumt und freigegraben werden. Um an die Schachtdecke zu gelangen, wurde knapp drei Meter tief in das Erdreich gegraben.

„Nachdem die Schächte vorbereitet waren, wurde außerhalb des Startschachtes eine Konstruktion aus Stahlschienen und Halterungen installiert. Die Stahlschienen rechts und links der Bahnquerung wurden in das noch begehbare Rohr getragen und an die Wand gedübelt. Dann wurden auf die ersten 12 Meter dieser Konstruktion im Startschacht die Haltekonstruktion aufgebaut und die Rohre daran befestigt. Diese Gesamtkonstruktion wurde sodann mit der Seilwinde über die an der Wand angebrachten Stahlschienen in das Leerrohr gezogen", erklärt Elias Jährling.

Per Seilwinde durch den Schacht gezogen

Anschließend habe man die nächsten zwölf Meter Rohre mit den bereits verbrachten Rohren verschweißt und wieder per Seilwinde weiter durch den Schacht gezogen. "Insgesamt haben wir diesen Schritt drei Mal wiederholt, bis die Distanz von 3 Metern überwunden war. Im Folgenden werden im Schacht noch die Armaturen wie bspw. Schieber, Kompensatoren und Entlüftungen für die Fernwärme und Trinkwasserrohre eingeschweißt”, so Jährling.

Großes Interesse der Kunden

Das Interesse der Gewerbetreibenden auf der Hulb am Fernwärmeanschluss ist offenbar  groß.. „Unser Fernwärmenetz wird zunächst um eine Anschlussleistung von 4,0 MW und eine jährliche Abnahmemenge von 2500 MWh wachsen. Gemeinsam werden wir so dazu beitragen, unser Klima zunächst um 640 t jährliche CO2- Emissionen zu entlasten. Weitere Ausbaustufen des Fernwärmenetzes auf der Hulb sind bereits in Planung”, betont Matthias Schicktanz, Experte für Sonderprojekte bei den Stadtwerken. (amo)