Wärme

Energieberater: Branche fordert Vereinfachungen

Der Bedarf an Energieeffienz-Beratungen steigt. Es wären noch mehr Beratungen möglich, heißt es aus der Branche. Dazu seien aber einige Verbesserungen rund um die Fördermittelvergabe nötig.
12.04.2023

In Deutschland wurden im vergangenen Jahr rund 1,15 Mio. Energie-Effizienz-Beratungen durchgeführt.

Mit schnelleren Förderzusagen, höheren Förderungen und Vereinfachungen bei den Fördermittelanträgen wären deutlich mehr Energieberatungen möglich. Das ist eine der Kernaussagen des „Monitors zur Klimawende“, einer Marktuntersuchung der Sirius Campus GmbH und einer Sonderbefragung in Kooperation mit dem GIH Bundesverband (der nach eigenen Angaben größten bundesweiten Interessenvertretung für Energieberaterinnen und Energieberater). Befragt wurden hierfür über 450 Beraterinnen und Berater.

Die Verbesserungswünsche der Branche richten sich an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrollen (BAFA), das mehrheitlich schlechte Noten erhält. Die Erfahrungen mit der staatseigenen Förderbank Kreditanstalt für Wiederaufbau werden hingegen mehrheitlich mit "gut" oder "sehr gut" bewertet.

Auch der Handwerkermangel und ein hoher Beratungsbedarf bei einzelnen Kunden (31%) wird als Hürde für mehr Beratungen zur energetischen Sanierung von Energieberatern erkannt. Vor allem größere und wachstumsorientierte Energieberater sehen zu 40 Prozent den Personalmangel in ihrem Büro als Herausforderung für mehr Beratungen.

Über eine Millionen Energieeffizienz-Beratungen im vergangenen Jahr

Im Durchschnitt habe ein Energieberatungsbüro 89 Interessenten zu einer energetischen Sanierung in 2022 beraten, heißt es in der Pressemitteilung. Die meisten Beratungen finden im Wohngebäudebereich, sehr häufig bei privaten Wohneigentümern, und seltener bei Nichtwohngebäuden, statt. Auf Basis von rund 13.000 Energieeffizienz-Experten in Deutschland wurden in 2022 somit rund 1,15 Mio. Energie-Effizienz-Beratungen durchgeführt.

Nach Aussagen der Energieberater führten rund drei Viertel, also 865.000 von diesen Beratungen zu einer geförderten Investition in ein energetisches Sanierungsprojekt. Tatsächlich hat das BAFA in 2022 rund 740.000 Anträge erhalten und über 10 Milliarden Euro bewilligt. Weitere Anträge wurden auf Landes- und kommunaler Ebene gestellt.

Gestiegener Beratungsbedarf

Fast die Hälfte der befragten Energieberater haben eine gestiegene Nachfrage in den letzten 12 Monaten erlebt. Energieberatungsbüros mit mehr Mitarbeitern erkennen sogar mehrheitlich den gestiegenen Bedarf für Energieeffizienz-Beratungen. Sie planen deswegen auch ihr Beratungsangebot weiter auszubauen und zusätzliches Personal zu rekrutieren.

"Die weiter steigende Nachfrage nach Energieberatungen benötigt nicht nur geschultes Personal, sondern Vereinfachungen in den Antrags- und Bewilligungsprozessen für Förderungen", sagt Benjamin Weismann, Geschäftsführer des GIH. "Wir hoffen, dass die entsprechenden Gesetze und Förderungen in Kürze vereinfacht werden, damit sich unsere Energieberater auf ihr Kernthema konzentrieren können: die Kundenberatung". Die Hälfte der Energieberater sind deswegen für die vereinfachte Lösung, ein einheitliches Förderprogramm gemessen an der Energieeinsparung oder Energiegewinnung für alle denkbaren Maßnahmen zu formulieren.

"Förderung für einkommensschwache Haushalte wichtig"

Vier Fünftel der Energieberater sehen einen finanziellen Zuschuss als Förderung mit der höchsten Anreizwirkung. Dabei werden mehrheitlich deutlich mehr als 20 Prozent der Investitionssumme als Zuschuss erwartet. "Die hohen Investitionssummen für Wärmepumpen und damit häufig notwendigen Dämmungen haben den Wunsch nach Zuschüssen gesteigert. Zuschüsse werden jedoch häufig von gutsituierten und interessierteren Haushalten abgeschöpft", gibt Oliver Gaedeke, Studienleiter und Geschäftsführer bei Sirius Campus, zu bedenken. Es sei deshalb sehr wichtig, einkommensschwache Haushalte, häufig mit älteren und weniger technikaffinen Bewohnern finanziell zu unterstützen, um dort die hohen Energie-Einsparpotenziale zu heben. (hoe)