Wärme

Geothermie-Anlage in Neustadt-Glewe wird erweitert

Mit der aktuellen Bohrung soll die Förderleistung der Anlage gesteigert werden, sodass die Stadt Neustadt-Glewe mehr von der umweltfreundlichen Erdwärme für ihr Fernwärmenetz nutzen kann.
03.08.2023

Die Geothermieanlage der Erdwärme Neustadt-Glewe wird erweitert.

Seit inzwischen fast 30 Jahren fördert die Geothermie-Anlage der Erdwärme Neustadt-Glewe GmbH Thermalsole aus 2450 Metern Tiefe. Die dabei gewonnene Erdwärme wird für das Fernwärmenetz der Stadt Neustadt-Glewe genutzt. Aktuell finden auf der Anlage am Stadtrand intensive Bohrarbeiten statt, um die Leistung weiter zu steigern.  

„Gerade jetzt, wo viele Hauseigentümer über die Erneuerung ihrer Heizanlagen nachdenken, ist es für uns umso wichtiger, das Fernwärmenetz in Neustadt-Glewe zu erweitern. Nur wenn unsere Geothermieanlage die entsprechende Leistung hat, können wir so viele Haushalte wie möglich anschließen“, erklärt die 1. Stadträtin Isabell Stoltenberg in einer Pressemitteilung. Die Stadt hat sich zum Ziel gemacht, zukünftig CO2-neutral zu sein – der Ausbau der Erdwärme ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

Umweltfreundliche Energiegewinnung

Bislang führte eine 2450 Meter tiefe Bohrung direkt bis zum Thermalsole-Vorkommen unter der Stadt. Von dort wird die Sole mit einer Temperatur von 97°C an die Oberfläche gefördert und gibt im Heizwerk über Wärmetauscher einen Teil ihrer Wärme an das Heizwasser des Fernwärmenetzes der Stadt ab. Anschließend gelangt die gefilterte Sole über eine zweite, 2335 Meter tiefe Bohrung zurück, sodass ein geschlossener Kreislauf für eine umweltfreundliche Energiegewinnung entsteht.

Seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 1994 hat die Geothermie-Anlage bereits rund 15 Millionen Kubikmeter Thermalsole gefördert und damit mehr als 425 GWh Heizwärme erzeugt, heißt es aus Neustadt-Glewe. „Diese emissionsfreie Wärmequelle zu nutzen und die Nutzung weiter auszubauen, ist eine wichtige Investition in die Energiewende“, betont Thomas Murche, technischer Vorstand der Wemag. Die Wemag-Tochter mea Energieagentur Mecklenburg-Vorpommern hält einen Anteil von 49 Prozent an der Erdwärme Neustadt-Glewe. 51 Prozent gehören der Stadt Neustadt-Glewe.

Ablenkbohrung vom Wirtschaftsministerium gefördert

„Um die Leistung der Anlage auszubauen, ist eine Erweiterung notwendig. Die vorhandene Bohrung erhält dafür einen Side Track“, berichtet Torsten Hinrichs, einer der Geschäftsführer der Erdwärme Neustadt-Glewe. Der „Side Track“ ist eine Ablenkbohrung, die in einer Tiefe von 1800 Metern von der vorhandenen Bohrung abzweigt und einen neuen Nutzungshorizont in 2350 Metern Tiefe und mit einem Abstand von 120 Metern zur aktuellen Bohrung erschließt. Eine Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz macht die rund 3 Millionen Euro teure Investition möglich.

„Bevor die Ablenkbohrung überhaupt starten konnte, haben wir einen neuen Bohrplatz gebaut und die Bohranlage mit samt ihren Nebenaggregaten aufgestellt. Fast 50 LKW-Tieflader waren notwendig, um das Equipment auf die Baustelle zu bringen“, berichtet Torsten Hinrichs. Da bei solchen Bauvorhaben auch der Immissionsschutz zu beachten ist, hat die mit den Arbeiten beauftragte Firma außerdem eine 12 Meter hohe Lärmschutzwand errichtet.

Wärmeleistung von 5000 kW

Seit Mitte Juli wird nun der Side Track gebohrt – und das 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Bis Ende August 2023 werden die Arbeiten abgeschlossen sein und die Geothermieanlage wieder in Betrieb gehen. Dann soll eine Förderleistung von 120 m³/h zur Verfügung stehen, welches einer Wärmeleistung von 5000 kW entspricht. (amo)