Wärme

SmartQuart Bedburg: Grüne Wärme auf 55.000 Quadratmetern

Die Energieversorgung des Quartiers mit 110 Wohneinheiten wurde vollständig in Betrieb genommen. Die Ressourcenschutzsiedlung will auf Quartiersebene zeigen, wie die Energiewende gelingen kann.
12.04.2024

Die Energieversorgung des Quartiers mit 110 Wohneinheiten wurde inzwischen vollständig in Betrieb genommen.

In Bedburg im Rheinischen Revier, rund 50 Kilometer von Köln entfernt, ist auf einer Fläche von 55.000 Quadratmetern ein nachhaltiges und energieeffizientes Quartier mit 110 Wohneinheiten entstanden. Früher wurde in unmittelbarer Nähe Braunkohle abgebaut. Nun hat der Ausbau einen wichtigen Meilenstein erreicht: Die Energieversorgung des Quartiers wird vollständig in Betrieb genommen. Ob Strom, Wärme oder Kühlung: Grüne Energie wird lokal erzeugt, gespeichert und verbraucht.

Mit dem Projekt SmartQuart wolle man zeigen, wie die Energiewende auf lokaler Ebene gelingen kann. „Wir erzeugen grüne Energie in einem unserer kommunalen Windparks und versorgen damit intelligent die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers“, sagt Sascha Solbach, Bürgermeister der Stadt Bedburg. Am Ende seien es die Bewohnerinnen und Bewohner, die das „Reallabor der Energiewende“ zu einem Vorbild für viele weitere Projekte in diesem Bereich machen.

Autarkiegrad von 90 Prozent

Die Eon-Tochter Westenergie verantwortet die operative Umsetzung der Maßnahmen in Bedburg. Technik-Vorstand Stefan Küppers sieht die Energiewende als Jahrhundertaufgabe. Doch gebe es dabei nicht den einen Lösungsansatz. Jede Kommune, jedes Quartier sei individuell. „Dieser Individualität und Komplexität wird SmartQuart gerecht – mit unterschiedlichen Technologien, angepasst an die Gegebenheiten vor Ort. In Bedburg werden bestehende Technologien innovativ verbunden und intelligent koordiniert, sodass ein Autarkiegrad von bis zu 90 Prozent erreicht wurde.“

Sahra Vennemann, Projektleiterin bei Eon, betont, dass man mit SmartQuart konkrete Lösungen für alle Sektoren des Energiesystems liefere und zeige, wie die Energiewende im Quartier gelingen kann. Bedburg werde zu einem echten Vorbild für andere Kommunen und Quartiere.

Grüne Wärme mit Pufferspeicher und Erdwärmekollektoren

Die Ressourcenschutzsiedlung zeigt auf Quartiersebene, wie die Energiewende gelingen kann. So liefern eine quartierseigene PV-Anlage und eine Windkraftanlage mit Direktanbindung grünen Strom, den die Bewohner in ihren Gebäuden dank Batteriespeicher auch abends oder bei Flaute nutzen können. Zusätzlich besitzt das Quartier eine Anbindung an das öffentliche Stromverteilnetz. Für grüne Wärme sorgt die kombinierte Erzeugung von Energie aus Abwasser-Wärmerückgewinnung, Wärmepumpen, einem Wärme-Pufferspeicher mit einer Kapazität von 10.000 Litern und einer ca. 400 m² großen Fläche mit Erdwärmekollektoren. Hinzu kommt ein Niedrigtemperaturnetz mit gleitenden Temperaturen, das unnötige Energieverluste vermeidet und den Bewohnern im Sommer zusätzlich eine Kühlung ihrer Häuser bietet. Alle Komponenten werden intelligent aus der quartierseigenen Energiezentrale gesteuert. In ihr läuft die gesamte Energie- und Kommunikationsinfrastruktur zusammen und macht die effiziente und nahezu komplett klimaneutrale Energieversorgung erst möglich.

Gebaut wurde nach dem Faktor-X-Prinzip, das unter anderem die Nutzung von Materialien wie Holz, Naturdämmschichten und Recycling-Baustoffen vorsieht. Damit werden in allen Phasen — also vor, während und nach dem Bau — möglichst viele Treibhausgase vermieden und Ressourcen sowie Energie eingespart. Im Vergleich zur konventionellen Bauweise haben die Häuser im Quartier nur die Hälfte an grauer Energie und nicht-nachwachsenden Rohstoffen verbraucht. Die Siedlung ist eines von bisher nur drei Quartieren in Deutschland, in denen die Faktor-X-Bauweise realisiert wurde.

Auf andere Quartiere übertragbar

Die Ressourcenschutzsiedlung ist Teil des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Reallabors SmartQuart. Das Projekt entwickelt, unter der Konsortialführung von Eon, seit dem Startschuss im Jahr 2020 Lösungen für die klimaneutrale Energieversorgung in insgesamt drei Quartieren und prüft diese auf ihre Wirtschaftlichkeit: das elektrische Quartier Bedburg, das urbane, digitale Quartier Essen und das Wasserstoffquartier Kaisersesch. Sie stehen für drei typische Quartiere – von niedrig verdichteten oder gemischt strukturellem ländlichen Raum in Kaisersesch und Bedburg bis hin zu sehr hoch verdichteten städtischen Räumen wie in Essen. Durch diese Abbildung von für Deutschland typischen Arealen sind die Konzepte in Zukunft laut Westenergie auch auf andere Quartiere übertragbar. (amo)