Personalmangel Hauptsorge der Wärmewende

Für die Wärmewende benötigen die Akteure mehr Fachkräfte.
Bild: © Chanelle Malambo/peopleimages.com/AdobeStock
Von Daniel Zugehör
Die kommunale Wärmeplanung (KWP) soll Planungssicherheit bringen. Darin sind sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Umfrage des Fraunhofer-Exzellenzclusters "Integrierte Energiesysteme" (CINES) mit Sitz in Berlin einig. Auch Versorgungssicherheit bewegt die annähernd 300 befragten kommunalen Akteure stark.
"Mit einem Stimmungsbild aus der Praxis wollten wir genauer erfahren, wo konkret die Kommunen mehr Unterstützung gebrauchen können", erläutert Studienleiterin Anna Billerbeck, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin in der Abteilung Energiepolitik und Energiemärkte am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung.
Zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Exzellenzcluster hat Billerbeck unter dem Namen "KWP@Fraunhofer" Lösungen insbesondere für Kommunen und Stadtwerke entwickelt. Darunter ein Tool namens "DaveKWP", das unterschiedliche Daten zusammenführt und Energienetze modellieren kann.
Hauptsorge Personalmangel
Mit solchen Angeboten möchten Billerbeck und ihr Team die Herausforderungen der KWP adressieren. Denn die anstehende Transformation bringt eine ganze Reihe davon mit sich. Die größte ist aus Sicht der Befragten, qualifiziertes Personal zu finden. Zugleich sehen sie darin aber eine ihrer wichtigsten Aufgaben.
Als oberste Priorität nennen die meisten indes die Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren. Dass die alles andere als reibungslos abläuft, dazu später mehr. Reichlich Brisanz bringt zudem die Frage mit sich, wie die einzelnen Maßnahmen eigentlich umzusetzen sind.
Von den befragten Akteuren arbeiten 34 Prozent bei einem Stadtwerk oder einem Energieversorger. Die mit 23 Prozent nächstgrößere Gruppe ist in der Verwaltung oder in einer Behörde beschäftigt. Dahinter folgen die Bereiche Beratung/Forschung/Bildung (16 %), Netzbetreiber (10 %) sowie Umwelt-/Klimaagentur (7 %). Drei Prozent sind in einem Verband tätig. Der Rest gab entweder Andere (5 %) an oder machte keine Angabe (1 %).
Spannungsfeld Kommunikation
Als "besonders kritisch" bewerten die Forscherinnen und Forscher dagegen das Kommunikationsthema. "Die lokalen Stakeholder für die Wärmeplanung zu aktivieren und ihre bisweilen widersprüchlichen Interessen zu moderieren, erweist sich als nach wie vor anspruchsvolle Aufgabe in der kommunalen Wärmeplanung."
Billerbeck und ihr Team verzeichneten darüber hinaus getrennte Sichtweisen auf die gemeinsamen Aufgaben. Dazu verglichen sie das Antwortverhalten von Beschäftigten der kommunalen Verwaltung mit dem von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Stadtwerken und Netzbetreibern. Danach bewerteten die Angehörigen der Kommunen die Wichtigkeit der abgefragten Aspekte regelmäßig höher als ihre Stadtwerkekolleginnen und -kollegen.
Demgegenüber betonten letztere die damit einhergehenden Herausforderungen wesentlich stärker. Hier zeige sich, dass die Verantwortlichen für die Planung einen anderen Blick haben als diejenigen, die den Plan umsetzen müssen, erklärt Billerbeck. "Ein Spannungsfeld, das in Hinblick auf die Umsetzung moderiert werden sollte."
Gasnetzumbau Fehlanzeige
Apropos Umsetzung. Danach gefragt, welche Maßnahmen aus einer vorliegenden KWP schon umgesetzt werden, zeigt sich ein klarer Schwerpunkt auf Wärmenetzen. Die mit 20 Prozent häufigste Antwort war, dass Machbarkeitsstudien für Wärmenetze beauftragt worden seien. Auf Platz zwei landete Ausbau oder Verdichtung bestehender Wärmenetze, dies antworteten 16 Prozent. Ebenfalls auf das Treppchen schaffte es die erneuerbare Wärmeerzeugung in Wärmenetzen (14 %).
Das Schlusslicht bilden die Gasnetze. Anstatt diese für – grünen – Wasserstoff umzurüsten, warten die meisten lieber ab. Entsprechend spielt dieses "für viele Stadtwerke wichtige Asset" in der Umsetzung kaum eine Rolle. Lediglich drei Prozent haben Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben. Nur ein Prozent stellt seine Gasnetze derzeit um.
Die nicht repräsentative Umfrage unter 267 kommunalen Akteuren führten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Jahr 2024 durch. Dieser Artikel erschien in einer längeren Version auch in der aktuellen E-Paper-/Printausgabe der ZfK des Monats März.