Abfallwirtschaft

Bayern: Verbrennungskapazitäten sind knapp

Mehrere Faktoren führen dazu, dass das Potenzial für die thermische Verwertung von gemischten Gewerbeabfällen in Bayern begrenzt ist. Das bifa Umweltinstitut hat untersucht, welche Lösungsmöglichkeiten bestehen.
30.09.2020

In Bayern fallen jährlich 925.000 Tonnen gemischter, Hausmüll-ähnlicher Gewerbeabfall an.

Vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatten viele bayerische Entsorger Probleme, gemischte Gewerbeabfälle zur energetischen Verwertung unterzubringen. Ihre Lagerkapazitäten waren häufig am Limit. Nach Ende der Pandemie werde die Situation schnell wieder so sein wie zuvor, heißt es in einer Mitteilung von bifa. Das Umweltinstitut untersuchte im Auftrag des Verbands der Bayerischen Entsorgungsunternehmen e.V. (VBS) die Situation in Bayern und Optionen zur Entspannung der Lage.

Auf Basis von Literaturangaben schätzt bifa die Menge an gemischten Hausmüll-ähnlichen Gewerbeabfällen in Bayern auf 925.000 Tonnen pro Jahr. Davon gehen etwa 370.000 Tonnen in Sortieranlagen, 425.000 Tonnen direkt in die thermische Verwertung und 130.000 Tonnen in sonstige Anlagen. Eine gemeinsam mit dem VBS durchgeführte Betreiberumfrage ergab für bayerische Sortieranlagen für solche Abfälle eine Kapazität von ca. 800.000 Tonnen pro Jahr, die derzeit etwa zur Hälfte ausgelastet ist.

Veränderung der Rahmenbedingungen

Die Ursachen der knappen Verbrennungskapazitäten liegen unter anderem im Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, dem Verlust von Verbrennungskapazitäten durch den Kohleausstieg, der Senkung der EU-weit deponierten Abfallmengen und Importrestriktionen asiatischer Länder. Mehr als drei Viertel der Kapazitäten zur energetischen Verwertung entfallen auf die 14 Hausmüllverbrennungsanlagen (HMVA) in Bayern. Eine Entlastung dieser Anlagen könnte zur deutlichen Entspannung der Situation beitragen.

Bifa analysierte unter anderem die theoretischen HMVA-Entlastungspotenziale für wichtige Abfallströme durch vollständige Separation und stoffliche Verwertung der enthaltenen Wertstoffe. Nur ein Teil dieser Potenziale sei tatsächlich mobilisierbar, heißt es in einer Mitteilung. Gleichwohl erlauben die Ergebnisse die Identifizierung der größten Stellhebel.

Bessere Sortierung

Diese liegen vor allem in den Bereichen Trennung von Gewerbeabfällen an der Quelle und Erfassung von Bioabfällen. Weitere wesentliche Potenziale können unter anderem in der Sortierung gemischter Gewerbeabfälle und in der Erfassung von Leichtverpackungen bestehen.

HMVA-Kapazitäten könnten auch durch Anlagenneubau erweitert werden, teilt das bifa mit. Eine Entlastung sei wegen des Zeitverzugs durch den Genehmigungsprozess allerdings erst langfristig zu erwarten. In welchem Umfang Kapazitäten bestehender HMVA ausgeweitet werden können, müsse für jede Anlage spezifisch beurteilt werden. (hp)