Abfallwirtschaft

Die vier größten Irrtümer bei der Mülltrennung

Die Zahnbürste ist aus Plastik und gehört deshalb in die Gelbe Tonne: Das ist nur einer der vielen Fehler, die bei der Wertstoffsammlung gemacht werden.
29.07.2020

In den Gelben Tonnen befinden sich durchschnittlich 30 Prozent Restmüll, der dort nicht hingehört.

Noch immer existieren in der Bevölkerung eine Menge Vorurteile und Irrtümer über das deutsche Recyclingsystem. Darunter leidet die Mülltrennung, wodurch den Wertstoff-Kreisläufen wichtige Rohstoffe verloren gehen. Zum Beispiel befinden sich in den rund 2,6 Mio. Tonnen über die Gelben Säcke und Tonnen gesammelten Materialien durchschnittlich 30 Prozent Restmüll, der dort nicht hingehört, führt Axel Subklew, Sprecher der von den dualen Systemen initiierten Kampagne „Mülltrennung wirkt“.

Die vier großen Irrtümern, die in deutschen Haushalten über Mülltrennung bestehen:

  • Irrtum 1: Es ist egal, ob Müll getrennt wird – Mülltrennung hat keine positive Auswirkung auf die Umwelt.
    Richtig ist: Mit richtiger Mülltrennung kann jeder mit wenig Aufwand einen wichtigen Beitrag für die Umwelt und den Klimaschutz leisten, weil er wertvolle Ressourcen wieder dem Wertstoff-Kreislauf zuführt. Jede Tonne Recyclingkunststoff, die anstelle von neu produziertem Kunststoff zum Einsatz kommt, vermeidet zwischen 1,5 und 3,2 Tonnen klimarelevanter Treibhausgase. Die Produktion von Recyclingpapier verbraucht nur ein Drittel der Energie und etwa ein Fünftel des Wassers, das für die Produktion von Frischfaserpapier benötigt wird. Und für den Einsatz von recyceltem Aluminium ist nur fünf Prozent der Energie nötig, die zur Herstellung von Primäraluminium eingesetzt wird.
     
  • Irrtum 2: Gesammelte Verpackungsabfälle und Restmüll werden zusammen verbrannt.
    Richtig ist: Verpackungsabfälle aus dem Gelben Sack und der Gelben Tonne gelangen in einen Wertstoff-Kreislauf und werden zum größten Teil wieder zur Herstellung neuer Produkte verwendet. Hierzu bringen die Entsorgungsunternehmen sie zunächst vollständig in Abfallsortieranlagen, die in Deutschland flächendeckend vorhanden sind. Dort werden sie nach Materialien sortiert, Restmüll und nicht Verwertbares aussortiert und alle dafür verwertbaren Abfälle dann dem Recycling zugeführt. Das 2019 in Kraft getretene Verpackungsgesetz verpflichtet die dualen Systeme dazu, dass aktuell mindestens 80 Prozent aller Glas-, Weißblech- und Aluminiumverpackungen, 85 Prozent aller Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton und rund 60 Prozent aller Kunststoffverpackungen aus dem Gelben Sack und der Gelben Tonne recycelt werden.
     
  • Irrtum 3: Verschiedenfarbige Glasscherben werden wieder zusammengekippt.
    Richtig ist: Das Zusammenkippen getrennter Glasscherben würde zu Verunreinigungen führen, die ein Recycling erschweren. Gemäß Verpackungsgesetz müssen die dualen Systeme aktuell mindestens 80 Prozent aller (Einweg-)Glasverpackungen recyceln und das ist nur mit korrekt getrenntem Glas möglich. Befindet sich zum Beispiel ein braunes Glas zwischen Weißglas, verfärbt sich beim Einschmelzen das gesamte Weißglas. Übrigens: Jede Glasflasche besteht zu 60 Prozent aus „Alt“-Scherben, bei grünen Gläsern sind es sogar bis zu 90 Prozent.
     
  • Irrtum 4: In den Gelben Sack und die Gelbe Tonne gehört nur Plastik.
    Richtig ist: Neben Kunststoffverpackungen gehören auch alle Verpackungen aus Weißblech, Aluminium und Verbundmaterialien wie Getränkekartons in den Gelben Sack und die Gelbe Tonne. Sie sollten dabei vollständig entleert sein, damit die Materialien im Sortierprozess sauber voneinander getrennt werden können. Ein Ausspülen der Verpackungen ist nicht erforderlich, da im anschließenden Verwertungsprozess ohnehin eine industrielle Reinigung erfolgt. Alle Gegenstände aus Kunststoff oder Metall, die keine Verpackung sind, wie Kinderspielzeug oder Zahnbürsten, gehören in die Restmülltonne oder können in einem Wertstoffhof abgegeben werden. (hp)