Abfallwirtschaft

EU-Kommission legt Plastikstrategie vor

Die Europäische Kommission hat am Dienstagnachmittag in Straßburg eine erste europäische Strategie für Kunststoffe vorgelegt und noch für dieses Jahr darauf aufbauende Gesetzesvorschläge angekündigt.
16.01.2018

Hartplastik-Fraktion auf einem Wertstoffhof

Nach den neuen Plänen sollen ab 2030 alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Markt recylingfähig sein sowie der Verbrauch von Einwegkunststoffen reduziert und die absichtliche Verwendung von Mikroplastik beschränkt werden.

„Wenn wir nicht die Art und Weise ändern, wie wir Kunststoffe herstellen und verwenden, wird 2050 in unseren Ozeanen mehr Plastik schwimmen als Fische“, sagte der für nachhaltige Entwicklung zuständige erste Vizepräsident der EU-Behörde Frans Timmermans. Die EU-Strategie für Kunststoffe sei nicht nur umweltpolitisch geboten, sondern treibe auch ein neues, stärker kreislauforientiertes Geschäftsmodell voran. „Wir müssen in innovative neue Technologien investieren, die unsere Bürger und unsere Umwelt schützen und gleichzeitig unsere Industrie wettbewerbsfähig halten“, sagte Timmermans.

VKU: Jetzt kommt es auf die Umsetzung an

„Die Probleme mit ausufernden Plastikabfällen sind seit Jahren bekannt, ohne dass sich etwas geändert hat“, sagte Patrick Hasenkamp, Vizepräsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Sparte Abfallwirtschaft, und Präsident des Europäischen Dachverbands Municipal Waste Europe (MWE). Es sei gut, dass die Kommission nun die Plastikstrategie auf den Weg gebracht habe. „Jetzt kommt es auf die Umsetzung an. Es liegt an den Mitgliedstaaten, parallel praktikable Strategien für Herstellung und Vermeidung zu entwickeln“, sagte Hasenkamp.

Der VKU spricht sich für innovative Mehrweglösungen und auch für die Reparierbarkeit von Elektrogeräten aus, in denen zunehmend Plastik verbaut ist. „Recycling ist gut. Besser ist jedoch, wenn der Abfall erst gar nicht entsteht“, erläuterte der VKU-Vizepräsident. Entsprechende Vorgaben beim Design von Produkten könnten einen wesentlichen Beitrag zur Abfallvermeidung leisten.

Zunehmende Vermüllung der Umwelt durch Plastik

Auch für das Recycling sind verpflichtende Vorgaben für die Hersteller wichtig: „Je sortenreiner die verwendeten Kunststoffe sind, umso besser ist die Qualität der recycelten Stoffe“, so Hasenkamp. Das wiederum würde den Herstellern den Einsatz von recycelten Materialien erleichtern. „Ob der Markt für recyceltes Plastik funktioniert, hängt von dessen Qualität ab. Politische Maßnahmen müssen daher – im Sinne der Kreislaufwirtschaft – vor der Entsorgungsphase ansetzen.“

Als weiteres Problem sieht der VKU-Abfallexperte die zunehmenden Vermüllung der Umwelt durch Plastik. Der Aufbau von umfassenden Entsorgungsstrukturen in allen Mitgliedstaaten kann dem entgegenwirken. Ein weiteres Ziel der EU-Plastikstrategie ist es, die Einträge von Mikroplastik in die Gewässer und damit Meere zu reduzieren. Mikroplastik ist in geringsten Konzentrationen im Trinkwasser zu finden.

EU-Kommission will bereits bei den Produktherstellern ansetzen

Die Auswirkung auf die menschliche Gesundheit sei jedoch nicht hinreichend untersucht, heißt es beim VKU in Berlin. „Es ist gut, dass die EU-Kommission bereits bei den Produktherstellern, also den Verursachern ansetzen will, um Mikroplastik zu reduzieren“, sagte Karsten Specht, VKU-Vizepräsident, Sparte Wasser- und Abwasserwirtschaft. Ein erster Schritt hierfür sei der Vorschlag, solche Substanzen, etwa in Kosmetikprodukten, vollständig zu vermeiden. „Dies ist der richtige Weg. Denn andernfalls müssten die Verbraucher mit höheren Preisen aufgrund zusätzlicher Kosten bei der Wasseraufbereitung rechnen“, sagt Specht. Denn es zeigt sich, dass es wesentlich teurer sei, Schadstoffe durch technische Maßnahmen später wieder aus dem Wasser zu entfernen, als die Einträge vorher zu reduzieren.

Vor den zu erwartenden Rechtsvorschlägen hat die Kommission ein umfangreiches Konsultationsverfahren gestartet, um sich Erfahrungen und Forderungen aller Beteiligten einzuholen. (fri)