Abfallwirtschaft

Kartellamt nimmt Grüner-Punkt-Übernahme genauer unter die Lupe

Die Entsorgungswirtschaft blickt nach wie vor mit Sorge auf die Übernahme des Grünen Punktes durch Remondis. Nun kündigt das Bundeskartellamt an, die Transaktion vertieft prüfen zu wollen.
14.02.2019

Verpackungsabfall wird über den Gelben Sack entsorgt.

Die umstrittene Übernahme des Grünen Punktes durch den Recycling-Riesen Remondis wird vom Bundeskartellamt genauer unter die Lupe genommen. Es sei eine vertiefte Prüfung eingeleitet worden, sagte ein Sprecher der Behörde am Mittwoch in Bonn. Der Schritt zum sogenannten Hauptprüfverfahren war erwartet worden. Bis Mitte Mai haben Deutschlands Wettbewerbshüter nun Zeit für eine Billigung oder ein Veto. Möglich ist auch eine Freigabe unter Auflagen.

Remondis baut seine Stellung als Marktführer in der deutschen Entsorgungswirtschaft mit der Übernahme kleinerer Entsorgungsbetriebe seit einigen Jahren immer weiter aus. Mit dem Kauf des Dualen Systems Deutschland (DSD), das die Markenrechte am Grünen Punkt hat, will der Lünener Konzern nun in den Lizenzierungsmarkt für Verpackungen einsteigen.

Sektorenuntersuchung der gesamten Branche

Kommunale und kleinere mittelständische Konkurrenten laufen Sturm gegen die Übernahme des Grünen Punktes. Sie befürchten eine weitere Marktkonzentration, durch die sie schlechte Karten haben würden im Wettbewerb mit Remondis.

Auch Kartellamtschef Andreas Mundt sieht die Entwicklung in der deutschen Entsorgungswirtschaft generell kritisch. So beschäftigt sich seine Behörde derzeit mit der Branche in einer sogenannten Sektoruntersuchung. Diese Analyse läuft zwar separat zur Grüner-Punkt-Entscheidung, verdeutlicht aber das allgemeine Unbehagen der Behörde gegenüber der Marktentwicklung hin zu weniger Wettbewerb.

Experten begrüßen die Entscheidung der Kartellbehörde

Auch der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) sieht der geplanten Übernahme kritisch entgegen und begrüßt umso mehr die Umsicht des Kartellamtes: "Wir sind erleichtert, dass das Bundeskartellamt die Übernahme nicht einfach durchwinken wird", kommentiert Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des BVSE-Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung die Entscheidung. Die wettbewerbliche Situation in vielen Regionen Deutschlands sei "extrem angespannt". Remondis baue mit seiner Übernahmestrategie seine Vorherrschaft in der Entsorgungsbranche aus, gibt Rehbock zu Bedenken. (ls/dpa)