Abfallwirtschaft

Köln baut Megaanlage zur Klärschlammverbrennung

Die Stadtwerke Köln und die Stadtentwässerungsbetriebe Köln gründen dafür eine Gesellschaft, an der sich weitere öffentliche Partner beteiligen können.
09.03.2021

Ein Abwasserkanal der Stadtentwässerungsbetriebe Köln

 

Die Entsorgungslage von Klärschlamm ist weiterhin angespannt. Vor diesem Hintergrund gründeten die Stadtentwässerungsbetriebe (StEB) Köln, der Wasserverband Eifel-Rur, der Erftverband, der Niersverband, die Stadt Bonn und 17 interessierte Gemeinden im Umland bereits 2018 die Klärschlammkooperation Rheinland (KKR). Wesentliches Ziel der KKR war die Suche nach einer kosteneffizienten, umweltgerechten und rechtssicheren Entsorgungslösung.

Aufgrund der großen Menge von 360.000 Tonnen Originalsubstanz (= 90.000 Tonnen Trockenmasse) sehen die Partner eine Aufteilung auf zwei Standorte als sachgerechte und realisierbare Lösung an. Eine Teilmenge setzt sich aus dem Klärschlamm der drei Wasserverbände zusammen, die zudem einen privaten Standortinhaber an einer öffentlich-privaten Partnerschaft beteiligen wollen.

Standort ist gefunden

Für die andere Teilmenge gibt es bereits ein tragfähiges Konzept: Dank einer Kooperation mit den Stadtwerken Köln (SWK) kann auf dem Gelände des Heizkraftwerks in Köln-Merkenich eine Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) errichtet werden. So werde es möglich, dass eine rein öffentlich getragene Gesellschaft verwirklicht werden kann. „Dies ist ein Meilenstein bei unserer Suche nach einem geeigneten Standort in öffentlicher Partnerschaft“, sagt Otto Schaaf, Vorstand der StEB Köln.

Der Standort des Heizkraftwerks Köln-Merkenich (unmittelbar nördlich der Fordwerke und am Ölhafen in einem Industriegebiet gelegen) ist für den Bau und Betrieb einer KVA mit einer Kapazität von 120.000 bis 180.000 Tonnen Originalsubstanz gut geeignet. Die StEB Köln bringen 76.000 Tonnen Klärschlamm ein. Die Untergrenze von 120.000 Tonnen Originalsubstanz ergibt sich aus einer Mindestgröße, ab der eine solche Anlage ökologisch und ökonomisch sinnvoll betrieben werden kann. Damit diese Schwelle erreicht wird, sollen weitere öffentliche Partner eingebunden werden.

Interkommunale Inhouse-Lösung

Die StEB Köln und die SWK beabsichtigen, ein Gemeinschaftsunternehmen zu gründen, das den Bau und den Betrieb der KVA verantworten soll: die KLAR GmbH (Klärschlammverwertung am Rhein). Sie bieten der Stadt Bonn sowie interessierten Städten und Gemeinden im Umkreis an, sich dem Projekt anzuschließen. Die SWK sind bereit, der KLAR GmbH das Grundstück auf dem Gelände des Heizkraftwerks in Köln Merkenich im Wege einer Erbpacht zur Verfügung zu stellen.

Damit eröffnet sich die Möglichkeit, in Form einer Inhouse-Lösung interkommunal zusammenzuarbeiten: „Alle Beteiligten können als öffentliche Auftraggeber ihre Klärschlämme in die Gesellschaft einbringen und gewinnen eine langfristige Entsorgungssicherheit und Preisstabilität“, so Schaaf.

Marktrisiken im Griff

Das Risiko stark steigender Marktpreise entfällt. Zudem kann die geplante Anlage sehr wirtschaftlich betrieben werden: Die Mengen der Klärschlammanlieferungen werden verbindlich festgelegt, sodass eine Vollauslastung der KVA gewährleistet ist und keine Überkapazitäten entstehen.

Im Gemeinschaftsunternehmen sollen die SWK ein Viertel der Anteile und die Partner, die den Klärschlamm liefern, rund drei Viertel der Anteile – im Verhältnis der eingebrachten Mengen – halten. Derzeit befinden sich die StEB Köln und die SWK in Gesprächen mit der Stadt Bonn und verschiedenen Umlandgemeinden über die Details der möglichen Zusammenarbeit. Schaaf ist zuversichtlich: „In Merkenich bieten wir potenziellen Partnern aus der Region einen optimalen Standort. Die Verhandlungen laufen gut.“

Start im Mai

Vorausgesetzt, dass die betroffenen Beschlussgremien das Projekt mittragen, soll voraussichtlich im Mai 2021 die Gründung der KLAR GmbH beschlossen werden. Die Zeit bis dahin wird genutzt, die notwendigen Abstimmungen mit den potenziellen Partnern weiter voranzutreiben.  (hp)