Abfallwirtschaft

Spannung vor Bericht zu Atommüll-Standorten - Untersteller mahnt

Ein Endlager soll alle hoch radioaktiven Abfälle aufnehmen, die bis zum Vollzug des Atomausstiegs Ende 2022 angefallen sein werden. Wo es liegen wird, ist ungewiss. Ende September werden erstmals Namen genannt.
22.09.2020

Wohin mit dem Atommüll? Die Frage ist noch nicht abschließend beantwortet. Aber ein Bericht wird mit Spannung erwartet.

Die Suche nach einem Endlager für den deutschen Atommüll nimmt an Fahrt auf. Wenn am kommenden Montag (28. September) in einem Zwischenbericht mögliche Gebiete für solch ein umstrittenes Depot genannt werden, dann sichten Politik, Umweltschützer und Bürgerinitiativen die erwartbar lange Liste der Regionen mit Spannung.

Denn ein Endlager ist zwar notwendig - nur möchte es niemand vor der Haustüre haben. Und welche Regionen in die nähere Auswahl kommen könnten und warum, da hüllt sich die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) bislang in Schweigen.

Seit 2017 wird nach einem geeigneten Standort geforscht

Sie hatte einen bundesweiten Zwischenbericht zu möglichen Atommüll-Standorten bis Ende des Monats angekündigt. Die BGE forscht seit 2017 nach einem Endlagerstandort für hoch radioaktiven Abfall und prüft zunächst geologische Gegebenheiten.

Vor der Bekanntgabe des Berichts wirbt Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) zwar für eine besonnene Debatte. Er rechne allerdings mit einer "gewissen Aufregung", sagte er der dpa. "Das ist vollkommen nachvollziehbar, immerhin geht der Suchprozess damit in die nächste konkretere Phase." Baden-Württemberg gilt wahrscheinlich als ein Kandidat für die Endlagerung.

Eine Chance für eine vernünftige Lösung

Der Bericht ist laut Untersteller allerdings noch keine Vor-Festlegung auf ein Bundesland, eine Region oder gar einen Standort. Jetzt müssten sich alle Beteiligten an das vereinbarte transparente und streng wissenschaftliche Verfahren halten. "Wir haben nur diese eine Chance, die Endlagerproblematik zu lösen - die dürfen wir nicht verspielen", sagte der Minister.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) plädiert weiterhin für die Haltung "Geologie vor Geografie". Das bestmögliche Gestein müsse nach fachlichen Kriterien genommen werden, und es dürfe nicht von der Frage abhängen, ob es geografisch in den Kram passe, sagte er am Dienstag. Deshalb habe er auch kein Verständnis für den Passus im bayerischen Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern, der Bayern von vorn herein ausschließe.

Bis 2031 soll eine Entscheidung stehen

Die bundesweite Endlagererkundung war angesichts des jahrzehntelangen hartnäckigen Widerstands gegen den Ende der 1970er Jahre ins Auge gefassten Standort im niedersächsischen Gorleben auf Beschluss von Union, SPD und Grünen gestartet worden. Laut Standortsuchgesetz soll die Suche 2031 mit einer Entscheidung enden.

In dem Verfahren gilt offiziell das Prinzip der "weißen Landkarte" - erst mal kommt jeder Ort in Frage, nach festgelegten Kriterien werden dann nach und nach Orte ausgeschlossen. Damit aber Regionen für die Lagerung des hochradioaktiven Abfalls geprüft werden können, müssen sie Mindestanforderungen erfüllen.  (dpa/gun)