Studie: Der lange Weg des Kunststoffs
Ausgehend von diesem gemeinsamen Anspruch haben sechs Verbände und Organisationen der Kunststoffwertschöpfung eine Studie zu den weltweiten Kunststoffströmen inklusive des Umgangs mit Post-Consumer-Kunststoffabfällen in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden nun im Rahmen der Weltleitmesse "K 2019" veröffentlicht.
"Mit der ‘Global Plastics Flow’-Studie wurden erstmalig Daten und Fakten zur Kreislaufwirtschaft in 44 Ländern der Welt einheitlich und umfassend dokumentiert sowie die bisherigen Schwachstellen bei der Abfallsammlung und -verwertung klar identifiziert", erläuterte Jürgen Bruder, Hauptgeschäftsführer der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen und Projektleiter der Studie.
Zentrale Erkenntnisse zu Stoffströmen im Jahr 2018
Die umfangreiche Studie liefert wichtige Zahlen zur weltweiten Produktion von Kunststoffen, zu deren Kreislaufführung aber auch zu den Wertstoffverlusten. Auf globaler Ebene ergeben sich die folgenden Kernergebnisse:
- Produktion: Weltweit werden 360 Mio. Tonnen Kunststoff hergestellt.
- Verarbeitung: Zu den 360 Mio. Tonnen Neuware kommen weitere 30 Millionen Tonnen Rezyklat, mithin werden insgesamt 390 Millionen Tonnen Kunststoffe jährlich verarbeitet.
- Post-Consumer-Abfälle: Aus der Summe der gebrauchten Kunststoffgüter entstehen rund 250 Millionen Tonnen verbrauchernahe Kunststoffabfälle pro Jahr.
- Abfallmanagement: Davon werden 173 Mio. Tonnen Kunststoffabfälle gesammelt.
- Abfalleinträge in die Umwelt: 63 Mio. Tonnen Kunststoffabfälle werden unsachgemäß entsorgt, beispielsweise auf wilden Deponien und 14 Millionen Tonnen werden achtlos weggeworfen (Leckage).
Einigkeit beim Umgang mit Kunststoff
"Die Abfallmengen, die in die Umwelt gelangen, sind dramatisch und müssen ein Weckruf sein für die gesamte Wertschöpfungskette, aber auch die politisch Verantwortlichen. Abfallmanagement in allen seinen Varianten muss das gemeinsame politische Ziel sein. Hot Spots mit erhöhtem Handlungsbedarf zur Reduzierung ungeordneter Abfallbehandlungen sind durch die Studienergebnisse klar erkennbar", so Bruder.
Während geschlossene Kreisläufe weltweit unterschiedlich definiert werden, bestehe unter den an der Studie beteiligten Partnern Einigkeit darüber, dass das Sammeln, Sortieren und Verwerten von Post-Consumer-Abfällen aus Kunststoff oberste Priorität haben müsse, um Einträge des Werkstoffs in die Umwelt grundsätzlich zu verhindern. Darüber hinaus müsse sichergestellt werden, dass auch durch den Handel mit Abfällen keine zusätzlichen Einträge in die Umwelt entstünden.
Strukturierte Datenerhebung, weltweite Kooperationen, hohe Repräsentationsrate
Gleichzeitig soll die Studie als Ausgangsbasis für zukünftige Studien dienen, um Fortschritte beim weltweiten Abfallmanagement zu dokumentieren. Auch deshalb ist eines der Ziele der an der Studie beteiligten Organisationen, weitere Akteure einzubinden und so die Breite und Tiefe der vorliegenden Daten auszubauen. Für die aktuellen Daten konnten Informationen zu Kunststoffen von der Produktion bis hin zum Abfall aus 44 Ländern aufbereitet werden, die zusammen rund 60 Prozent der Weltbevölkerung und rund 80 Prozent des globalen BIP abdecken. (ab)