TREA II hat jetzt TÜV
Dem dauerhaften Regelbetrieb der TREA II steht nichts mehr im Weg – zumindest nicht aus Sicherheitsaspekten. Dies bescheinigte das vierköpfiges Prüferteam des TÜV Hessen den Stadtwerken Gießen (SWG) im Rahmen eines aufwendigen Checks für die Thermische Reststoffbehandlungs- und Energieverwertungsanlage (TREA). Darin nutzen die Stadtwerke Brennstoffe, die durch die Aufbereitung von Gewerbeabfall aus der Region gewonnen werden. Die Kesselanlage der TREA ist an das Fernwärmenetz der SWG angeschlossen.
Die Abnahme der sogenannten Sicherheitsmatrix ist ein zentraler Meilenstein auf dem Weg zur Betriebsgenehmigung der TREA II. Neben einigen kleineren Dokumentationen steht eigentlich nur noch die sogenannte Übereinstimmungserklärung Brandschutz an. „Ich bin davon überzeugt, dass wir alles planmäßig über die Bühne bringen und die Anlage noch Ende 2020 vom Probe- in den Regelbetrieb überführen können“, kündigt Jens Hanig, bei den SWG für das Projekt verantwortlich, an.
Evolution von TREA I
Wenn es so weit ist, verfügt Gießen „über eine wahrscheinlich weltweit einzigartige Anlage, die aus aufbereitetem Abfall hocheffizient und CO2-neutral Wärme und Strom gewinnt“, wie es in einer Mitteilung der SWG heißt. Eben diese Produktion elektrischer Energie unterscheidet die TREA II von der TREA I, die nach wie vor in Betrieb ist. Denn die zweite TREA hat zwei zusätzliche, mit Erdgas betriebene Blockheizkraftwerke. Erst diese ermöglichen laut SWG eine wirtschaftliche Stromerzeugung. So gesehen sei TREA II eine logische Weiterentwicklung der ersten Generation. Die Anlage sei deutlich komplexer, aber noch effizienter und darüber hinaus viel besser zu regeln.
Die Sicherheitsmatrix und ihre Abnahme durch sachverständige Prüfer sind der Tatsache geschuldet, dass die Anlage üblicherweise ohne Personal arbeitet. Dehalb muss das System in der Lage sein, alle denkbaren kritischen Situationen selbst zu bewältigen. „Im Grunde geht es immer darum, Schäden an der Anlage zu verhindern und vor allem Gefahren abzuwenden“, präzisiert Hanig.
44 Testszenarien
Folgerichtig testen die Prüfer bei ihrer Abnahme, ob die Anlage so reagiert wie vorgesehen. Dazu simulieren sie Störungen aller Art, versetzen also das System in verschiedene kritische Zustände. Im Fall der TREA II umfasste die Matrix 44 unterschiedliche Szenarien.
Der schlimmste denkbare Fall wäre ein vollständiger Stromausfall. Selbst damit kommt die Anlage klar – wie der Test nachgewiesen hat. Batteriegepufferte Computer und intelligente Steuertechnik sorgen dafür, dass innerhalb von Sekunden Notstromaggregate anspringen und alle kritischen Komponenten am Laufen halten – etwa wichtige Gebläse. Parallel fährt die TREA geregelt herunter.
Zu viel oder zu wenig Temperatur
Ein weiteres Problem könnte entstehen, falls der Druck im Kessel auf deutlich überhöhte Werte ansteigt. Damit es nicht zu Schäden kommt, stoppt die TREA dann die Zufuhr von Abfall auf den Rost und reduziert die für die Verbrennung nötige Luft. „Das senkt die Temperatur in der Brennkammer und in der Folge den Druck im Kessel“, erklärt Hanig.
Die Verbrennungstemperatur könnte unter bestimmten Umständen auch zu niedrig sein. Zum Beispiel, wenn der Abfall feuchter ist als geplant oder dessen Zusammensetzung nicht passt – aus welchen Gründen auch immer. „Falls dies eintritt, reagiert das System zuerst mit mehr Verbrennungsluft. Reicht das nicht aus, gelangt kein Brennstoff mehr auf den Rost und das Feuer erlischt“, sagt Hanig. (hp)