Abfallwirtschaft

Wasserkraftanlagen entsorgen viel Plastikmüll aus Gewässern

In Bayern entfernen Wasserkraftwerksbetreiber jedes Jahr zehntausende Tonnen Treibgut, Zivilisationsabfall und Plastik aus Bächen, Kanälen und Flüssen.
06.11.2020

Hier sind es nur Blätter. Doch an den Rechen, die Turbinen von Wasserkraftwerken schützen, sammelt sich viel Plastikmüll.

Wasserkraftanlagen leisten einen bedeutenden Beitrag zur Entsorgung von Plastikmüll aus Gewässern. Dass ist das Ergebnis einer Studie im Rahmen des Verbundprojektes „MicBin – Mikroplastik in Binnengewässern“. Sieben Partner aus Wirtschaft und Forschung sowie von Behörden untersuchten den Eintrag und Verbleib von Plastik in Gewässern im Donaugebiet.

Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich über ein Gewässernetz von rund 19.000 Flusskilometern und Kanälen sowie 39 Seen. Die Donau ist das Hauptgewässer. Das Berechnungsmodell zur Kunststoffaustragung bezieht sich auf rund 3300 von 4200 Wasserkraftanlagen in Bayern.

Bauschutt und Pflanzentöpfe

Basierend auf unterschiedlichen Szenarien kommen die Projektpartner zu dem Schluss, dass jedes Jahr bis zu rund 290 Tonnen Makroplastik von Betreibern von Wasserkraftanlagen aus Fließgewässern in dem Gebiet entsorgt werden. Der Großteil davon sind Verpackungsabfälle wie Kunststoffflaschen, aber auch Abfälle aus dem Agrarsektor wie Folien und Pflanzentöpfe sowie Baumüll wie Styropor werden entnommen und entsorgt.

Für die Studie fanden Vor-Ort-Besuche, Online-Befragungen sowie persönliche und telefonische Expertengespräche statt. Die Kraftwerksbetreiber tragen zunächst das in den Rechen angesammelte Gut aus. Anschließend sortieren sie den Abfall manuell und separieren nicht-biogene Stoffe wie Kunststoffe, Glas, Metall, Autoreifen und Sperrmüll. Danach entsorgen sie den Abfall getrennt nach Müllfraktionen: gelber Sack, Papier, Glas, Metall, Altholz und Restmüll. Die Kosten hierfür übernehmen die Anlagenbetreiber.

Wasserkraftwerke als Müllentsorger
 
„55 Tonnen (16 Prozent) verbleiben laut Studie leider trotzdem noch in den Gewässern, zum Beispiel am Ufer“, sagt Otto Mitterfelner, Mitglied des Vorstands des Landesverbandes Bayerischer Wasserkraftwerke (LVBW) eG. Michael Müller, Vorstandsmitglied der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern (VWB) e.V., fasst zusammen: „Neben der CO2-freien Energieerzeugung, der Grundwasserstabilisierung und dem Hochwasserschutz ist die Austragung von Wohlstandsmüll eine weitere wichtige Funktion der Wasserkraft.“

An dem Projekt MicBin beteiligte Partner:

  • Bayerisches Landesamt für Umwelt
  • Universität Augsburg, Institut für Geografie
  • Universität Osnabrück
  • Technology Arts Sciences, TH Köln
  • Technologiezentrum Wasser (TZW)
  • Bundesanstalt für Gewässerkunde (bfg)
  • BKV Kunststoff Konzepte Verwertung. (hp)