Negativtrend bei der Verwertung von Verbrennungsasche
Die Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland (ITAD) und die Interessengemeinschaft der Aufbereiter und Verwerter von Müllverbrennungsschlacken (IGAM) haben ihre dritte gemeinsame Verbändeumfrage zur Aufbereitung von Hausmüllverbrennungsasche aus Thermischen Abfallbehandlungsanlagen veröffentlicht. Diese zeigt einen erneuten Rückgang bei der Verwertung der mineralischen Fraktion.
Nach Abfragen in den Jahren 2019 und 2021 haben die Verbände erneut aktuelle Zahlen, Daten und Fakten rund um die Aufbereitung und Verwertung von Rostaschen aus der thermischen Behandlung von Siedlungs- und Gewerbeabfällen (Müllverbrennungsanlagen und Ersatzbrennstoff-Kraftwerke mit Rostfeuerung) bei Mitgliedern und Nichtmitgliedern abgefragt.
Datenbasis ist das Jahr 2022
Das Monitoring fand auf Basis eines branchenspezifischen Fragebogens der Verbände ITAD und IGAM für das Berichtsjahr 2022 statt und deckt alle den Verbänden bekannten 38 Schlackeaufbereitungsanlagen in Deutschland ab. Die Abfrage zu den relevanten Kenndaten im Bereich der Schlackeaufbereitung umfasste sowohl mineralische Stoffströme als auch Metalle.
Die Hauptergebnisse: Durch Metallabtrennung und -verwertung werden knapp 470.000 Tonnen Metalle erzeugt. Damit können rund 1,5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Die Verwertung der mineralischen Fraktion ist zurückgegangen, weil die Substitution mineralischer Primäreinsatzstoffe in höherwertigen Anwendungen, z. B. in technischen Bauwerken, in den letzten Jahren abgenommen hat.
Hürde ist die Regulatorik
„Wie die aktuelle Forschung zeigt, lässt sich das Substitutionspotenzial im höherwertigen Anwendungsbereich aber weiter ausbauen“, sagt Bastian Wens, Geschäftsführer der ITAD. „Die Barrieren liegen, z. B. im Bereich von Zement- und Betonanwendungen, aber eher in der deutschen Regulatorik und weniger in der Aufbereitungstechnik beziehungsweise der Qualität.“
Hier müsse der Gesetzgeber einschreiten und die Umsetzung der strategischen Ziele, wie die gewünschten höheren Verwertungsquoten mineralischer Abfälle, gemäß dem Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie voranbringen.
Bild der Lage vor der EBV
Mit ihrer Umfrage wollen die Verbände auch auf die Bedeutung der Förderung der Wiederverwertung von Hausmüllverbrennungsasche in technischen Bauwerken hinweisen. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Inkrafttretens der Ersatzbaustoffverordnung (EBV) am 1. August 2023 war ihnen es von besonderer Wichtigkeit, die Situation vor der neuen bundesweiten Verordnung aufzeigen zu können.
So wird im Vergleich der Werte 2020 zu 2022 deutlich, dass die Verwertung von Hausmüllverbrennungsasche in technischen Bauwerken erneut leicht gesunken ist (-1,8 Prozent). Gleichzeitig hat die Beseitigung auf Deponien zugenommen (+7,9 Prozent).
Maßnahmen gegen den Negativtrend
Der Vorstandsvorsitzende der IGAM Dieter Kersting erklärt: "Die Zahlen aus 2022 zeigen deutlich, dass es vor Inkrafttreten der EBV einen weiteren Rückgang der Verwertung von Hausmüllverbrennungsasche in technischen Bauwerken gab. Dieser Negativtrend, welcher sich bereits für das Berichtsjahr 2020 abzeichnete, muss unbedingt umgekehrt werden.“
Die Verordnung allein werde nicht ausreichen. „Wir brauchen eine ambitionierte und umfassende Regelung zum Abfallende für mineralische Ersatzbaustoffe, welche sich nicht nur auf die ,besten’ Materialklassen beschränkt.“ (hp)