Karriere

Grützmacher als Interims-Chef in Münster vorgesehen

Der erfahrene Energiemanager soll bereits den Ratsfraktionen vorgestellt worden sein. Laut einem Medienbericht könnte die aktuelle Unternehmensführung bereits in Kürze abberufen werden.
18.09.2018

Die Belegschaft der Stadtwerke Münster (das Bild zeigt das Verwaltungsgebäude) wartet mit Spannung auf den Ausgang der nicht-öffentlichen Sitzung des Rats der Stadt am morgigen Mittwoch.

Bereits in der Ratssitzung am Mittwoch, 19. September, soll das zerstrittene Geschäftsführerduo der Stadtwerke Münster, um Henning Müller-Tengelmann und Dirk Wernicke, abberufen werden. Im Anschluss soll der frühere Gasag-Chef Stefan Grützmacher zum vorübergehenden Geschäftsführer des nordrhein-westfälischen Kommunalversorgers gewählt werden. Das berichten die in Sachen Führungskrise bei den Stadtwerken Münster in der Regel gut unterrichteten "Westffälischen Nachrichten" (WN). Auch andere von der ZfK befragte Quellen halten diese Entwicklung für sehr wahrscheinlich.

Grützmacher ist in Münster kein Unbekannter

Die Stadtverwaltung Münster äußerte sich zu der Personalie naturgemäß nicht und verwies darauf, dass es sich um eine nicht-öffentliche Personalangelegenheit handle, die voraussichtlich Teil der nicht-öffentlichen Sitzung des Stadtrates ist. Grützmacher soll sich bereits am vergangenen Montag den Ratsfraktionen vorgestellt haben. Mit der Berufung des 53-Jährigen wollen die Verantwortlichen offenbar die monatelangen, teils öffentlich ausgetragenenen Streitigkeiten an der Stadtwerkespitze beenden und diese wieder in ein ruhigeres Fahrwasser bringen. Grützmacher arbeitete bereits von 1999 bis 2002 in Münster, damals als Geschäftsführer der Energiehandelsgesellschaft West.

Der Rheinländer gilt als Experte im Bereich der Interims-Geschäftsführung. Im Rahmen eines derartigen, befristeten Mandates verantwortete er bis Anfang September diesen Jahres als Übergangschef bei den Beste Stadtwerken, einem Verbund von fünf kommunalen Unternehmen aus Ostwestfalen, die erfolgreiche Restrukturierung und Neuausrichtung. Zuvor war er unter anderem als Vorstand des Berliner Gasversorgers Gasag sowie als langjähriger Vorsitzender der Stadtwerke Kiel und davor als Geschäftsführer der Stadtwerke Solingen tätig.

Beschlussvorschlag des Aufsichtsrates

Anders als in anderen Kommunen entscheidet in Münster der Rat der Stadt über die Bestellung und Abberufung der jeweiligen Geschäftsführer. Wie Aufsichtsratsratschef und Kämmerer Alfons Reinkemeier vor rund einer Woche der ZfK mitteilte, hat das Kontrollgremium dem Rat der Stadt einen Beschlussvorschlag vorgelegt, auf die Inhalte ging er nicht näher ein. Laut Lokalmedien wird darin die Abberufung beider Geschäftsführer empfohlen.

Die vorzeitige Trennung von den beiden Geschäftsführern dürfte teuer werden. Die "WN" sprechen von deutlich über einer Mio. Euro Abfindung allein für Müller-Tengelmann. Sein Vertrag wurde erst im Februar bis 2023 verlängert. Sein Gehalt inklusive Leistungsanteil und Pensionsbeiträge stieg, seit es einzeln ausgewiesen wird, von 2012 bis 2016 von 232.000 auf 290.000 Euro. Das geht aus den bisher veröffentlichten Konzernabschlüssen hervor. Der Vertrag von Dirk Wernicke läuft noch knapp ein Jahr, er bezog 2016 samt Tantiemen und Einzahlung in die Altersversorgung 247.000 Euro. Auch ein anschließender Rechtsstreit gilt als wahrscheinlich. (hoe)