Karriere

Ingenieur*innen gesucht - Nachfrage wächst um 37,6 Prozent

Auch in der Energiewirtschaft gilt: Inzwischen gibt es mehr offene Stellen als noch vor der Corona-Krise. Gleichzeitig gibt es weniger geeignete Bewerber*innen.
12.01.2022

Auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieur*innen drohen Engpässe, die auch mit Corona zu tun haben. (Symbolbild)

Hatte sich die Corona-Krise im Jahr 2020 noch negativ auf den Ingenieurarbeitsmarkt ausgewirkt, zeigen sich nun positive Signale. Die Anzahl der offenen Stellen in den Ingenieur- und Informatikberufen sank bis zum dritten Quartal 2020 auf 95.900, wie aus dem Ingenieurmonitor des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht.

Dagegen stieg die Nachfrage nach Ingenieur*innen und Informatiker*innen im dritten Quartal wieder auf 132.000 (+ 37,6 Prozent). Damit lag die Gesamtzahl der offenen Stellen erstmals seit Beginn der Corona-Krise wieder über dem entsprechenden Quartalswert vor der Corona-Krise (drittes Quartal 2019: 128.900 offene Stellen).

Engpässe in der Elektrotechnik

Die Zahl der Arbeitslosen in diesen Bereichen betrug im dritten Quartal 2019 noch 32.000, stieg dann zu Beginn der Corona-Krise auf rund 46.100 im dritten Quartal 2020 und blieb auf ähnlichem Niveau bis zum ersten Quartal 2021 mit 46.200. Bis zum dritten Quartal 2021 sank die Arbeitslosigkeit auf 39.600. Für die kommenden Quartale ist mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit zu rechnen.

Die Engpässe am Arbeitsmarkt sind im drittem Quartal 2021 somit weiter deutlich gestiegen. Kamen rechnerisch auf 100 Arbeitslose im dritten Quartal 2019 noch 404 offene Stellen, so sank die Engpasskennziffer im dritten Quartal 2020 auf 208 und wuchs bis zum dritten Quartal 2021 wieder auf 334 an. Besonders groß sind dabei die Engpässe in den Ingenieurberufen Bau/Vermessung/Gebäudetechnik und Architektur, gefolgt von den Ingenieurberufen Energie- und Elektrotechnik und den Informatikberufen. Engpässe bestehen auch in allen anderen Ingenieurberufen.

Angebot an Ingenieur*innen schrumpft

Bei größeren Unternehmen ab 250 Beschäftigten erwarten rund 63 Prozent für die Entwicklung klimafreundlicher Produkte und Technologien einen zunehmenden Bedarf an Informatiker*innen und 43 Prozent einen steigenden Bedarf an Ingenieur*innen bzw. Umweltingenieur*innen. Dazu erwarten aufgrund der Digitalisierung insgesamt 83 Prozent der größeren Unternehmen einen steigenden Bedarf an digitalen Expert*innen.

Die Corona-Krise wiederum dürfte das Angebot an Ingenieur*innen und Informatiker*innen in den kommenden Jahren reduzieren. Gründe dafür seien negative Auswirkungen der Schulschließungen auf die mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen der Schüler*innen. Auch weniger Berufsorientierung und Studienberatung während der Corona-Pandemie an Schulen und weniger Zuwanderung von Studierenden aus dem Ausland in Informatik- und Ingenieurfächer hätten einen Einfluss.

Mehr Frauen in Informatikberufen

Neben der Erschließung der Potenziale von Zuwandernden sei auch das Potenzial von Frauen für die Ingenieur- und Informatikberufe stärker zu heben. Gerade in den für die Dekarbonisierung und die Digitalisierung besonders benötigten Informatikberufen sind trotz des hohen Beschäftigungswachstums die Frauenanteile vergleichsweise gering. So sei der Frauenanteil in Informatikberufen von 13,7 Prozent Ende 2012 auf 16,3 Prozent Ende März 2021 gestiegen.

Besonders niedrig ist der Frauenanteil in den Ingenieurberufen der Energie- und Elektrotechnik - der Anteil stieg von 7,6 auf 9,8 Prozent. Den höchsten Frauenanteil weisen die Ingenieurberufe Kunststoffherstellung und Chemische Industrie mit 43,4 Prozent auf, auch wenn dieser gegenüber Ende 2012 mit damals 46,0 Prozent leicht gesunken ist.

MINT-Kenntnisse bei Mädchen hoch

Wichtig sei es laut dem VDI, die Potenziale von Mädchen und Frauen für die Ingenieur- und Informatikberufe besser als bisher zu heben. Dazu sind die Kompetenzen von 15-jährigen Mädchen in Mathematik und Naturwissenschaften auf ähnlichem Niveau wie die Kompetenzen der Jungen.

Jedoch würden Töchter von Eltern schlechter eingeschätzt als gleich kompetente Söhne. Umso wichtiger ist es, dass die Mädchen ein unverzerrtes Feedback zu ihren Stärken in den Schulen erhalten.

Umweltbewusstsein könnte ein Faktor sein

Dabei könne vor allem ein Faktor helfen: Das Bewusstsein für den Umweltschutz und den Klimawandel habe sich in den letzten Jahren erhöht. Die Auswertungen auf Basis des Sozioökonomischen Panels zeigen, dass sich vor allem jüngere Frauen zunehmend Sorgen um den Umweltschutz und den Klimawandel machen.

Im Jahr 2009 machten sich 26 Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer im Alter zwischen 17 und 24 große Sorgen um den Klimawandel. Im Jahr 2019 stieg dieser Anteil auf 46 Prozent bei den jungen Männern und sogar 62 Prozent bei den jungen Frauen. (jk)