E-Mobilität

Autobranche sieht noch Bedarf bei Ladesäulen

Laut VDA-Ladenetzranking werden die Lücken kleiner. Dennoch gebe es noch viele Gemeinden ohne öffentliche Ladeinfrastruktur.
06.11.2024

Vor allem die Versorgung mit öffentlich zugänglichen Schnellladesäulen hat deutlich zugelegt.

Kaufen die Leute zu wenige Elektroautos, weil öffentliche Ladesäulen fehlen oder weil Elektroautos zu teuer sind? Die Antwort der Autobranche ist klar: Sie diagnostiziert immer noch massiven Handlungsbedarf bei Ladeinfrastruktur. Zwar seien die Lücken für Elektroautofahrer kleiner geworden, berichtet der Verband der Automobilindustrie (VDA) in seinem E-Ladenetzranking; dennoch bleibe der Ausbaudruck hoch.

In Deutschland gab es zur Jahresmitte 142.793 öffentlich zugängliche Ladepunkte, davon waren 30.048 Schnellladepunkte. Damit kommen in Deutschland im Durchschnitt 17 E-Autos auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt. Damit sei die seit Jahren klaffende Lücke zwischen Angebot und Bedarf kleiner geworden: Ein Jahr zuvor waren es noch 21 E-Pkw, zum Jahresbeginn 2023 sogar 23 Elektroautos.

Ladesäulen aufstellen reicht nicht

Auch die Ladeleistung von öffentlichen Säulen, die pro Elektroauto durchschnittlich zur Verfügung steht, sei gewachsen: Standen im Juli 2023 pro E-Auto 1,7 kW zur Verfügung, sind es ein Jahr später 2,1 kW. Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass verstärkt Schnellladepunkte mit hoher Ladeleistung hinzugebaut wurden. Bei Schnellladepunkten lag die Jahreszuwachsrate bei 62 Prozent, bei Normalladepunkten 43 Prozent.

Die VDA-Auswertung zeigt aber auch: In gut einem Drittel aller 10.752 Gemeinden gibt es immer noch keinen einzigen öffentlichen Ladepunkt. Sogar knapp drei Viertel aller Gemeinden haben noch keinen öffentlichen Schnellladepunkt. Doch auch diese Zahlen sind besser als ein Jahr zuvor. Beim letzten VDA-E-Ladenetzranking gab es in fast jeder zweiten Gemeinde in Deutschland keinen öffentlichen Ladepunkt und in acht von zehn Gemeinden keinen öffentlichen Schnellladepunkt.

"Dringender Handlungsbedarf"

Laut VDA-Präsidentin Hildegard Müller ist es nicht damit getan, eine Ladesäule aufzustellen. Auch die Stromnetze müssten fit für die Zukunft gemacht werden. Der beschleunigte und vorausschauende – das heißt am zukünftigen Bedarf orientierte – Stromnetzausbau sei die entscheidende Voraussetzung für den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Hier bestehe zusätzlicher dringender Handlungsbedarf für Politik, Bundesnetzagentur und Energiewirtschaft.

In der Untersuchung gibt es einen T-Wert, einen A-Wert und einen S-Wert. Der T-Wert gibt an, wie viele E-Autos sich einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt teilen. Der A-Wert teilt die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte durch sämtliche im Landkreis oder in der Stadt zugelassenen Autos, unabhängig von deren Antriebsart. Er soll zeigen, wie attraktiv ein Ladenetz ist. Der S-Wert schließlich zeigt, wie viele Elektroautos sich eine Schnellladesäule teilen.

Beim T-Wert führt Emden. Dort gibt es das beste Verhältnis von E-Pkw zu öffentlichen Ladepunkten. Nur 4,5 E-Pkw kommen dort auf einen öffentlichen Ladepunkt.

Auf Länderebene gibt es in Sachsen das beste Verhältnis von E-Pkw zu öffentlichen Ladepunkten. Dann folgen Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Natürlich gebe es aber auch strukturelle Unterschiede in den Bundesländern. So sei der E-Pkw-Bestand in den neuen Bundesländern noch vergleichsweise gering. Insgesamt gilt jedenfalls: Das Ladeangebot für Menschen, die ein E-Auto nutzen, ist in allen Ländern größer als noch vor einem Jahr.

Im A-Wert-Ranking liegt Ingolstadt vorn. Es folgen Heilbronn und Stuttgart (beide Baden-Württemberg).

Beim S-Wert sei wegen der noch vergleichsweise schwachen Verbreitung nur eine statistische Auswertung auf Ebene der Bundesländer sinnvoll. In Deutschland kommen 82 Elektroautos auf einen Schnellladepunkt. Dieser Wert hat sich seit dem letzten VDA-E-Ladenetzranking deutlich verbessert. Ein Jahr zuvor lag er noch bei 110,8. Die ersten drei Plätze beim S-Wert belegen Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. (wa)