E-Mobilität

Lichtblick fordert Ladesäulen-Infrastruktur, "die allen Wettbewerbern offensteht"

Die Monopolkommission hat erst kürzlich den mangelnden Wettbewerb beim Ladesäulen-Betrieb kritisiert. Der neue Ladesäulen-Check von Lichtblick zeichnet ein ähnliches Bild. Der Ökostromanbieter pocht auf eine Marktreform.
10.10.2021

Im Ladesäulencheck von Lichtblick wird der Fall einer Batterieladung eines ID3 von Volkswagen untersucht. Angenommen wird eine Ladung von 14 kWh Strom für 100 Kilometer Reichweite. Bei den untersuchten Ladesäulenbetreibern fallen Kosten zwischen 4,77 und 6,68 Euro (AC-Laden) respektive 4,77 und 10,77 Euro (DC-Laden) an.

Der Strom an der Ladesäule ist laut einer Untersuchung des Ökostromanbieters Lichtblick für E-Mobilist*innen um bis zu 140 Prozent teurer als im Haushalt. Von konkurrierenden Fahrstromanbietern würden Ladesäulenbetreiber Aufschläge von 25 bis 100 Prozent, in der Spitze sogar von 300 Prozent verlangen, heißt es im am Wochenende veröffentlichten Ladesäulencheck 2021 von Lichtblick.

Laut „Spiegel online“ führt das Bundeskartellamt aktuell eine Sektoruntersuchung des Ladesäulenmarktes durch. Erste Zwischenergebnisse wolle die Behörde schon in  dieser Woche vorstellen. Erst Anfang September hatte die Monopolkommission in einem Gutachten moniert, dass es keinen Wettbewerb im Bereich der öffentlichen Ladesäulen gebe, weil Kommunen nur einen einzigen Anbieter zum Zuge kommen ließen. E-Mobilist*innen hätten deshalb vielerorts keine Auswahl und damit schlechte Aussichten auf niedrige Preise hieß es bei der Vorstellung des 8. Sektorgutachtens Energie.

Lichtblick: "Klarer Fall von Marktversagen"

Im Ladesäulencheck von Lichtblick wird der Fall einer Batterieladung eines ID3 von Volkswagen untersucht. Angenommen wird eine Ladung von 14 kWh Strom für 100 Kilometer Reichweite. Bei den untersuchten Ladesäulenbetreibern fallen hier Kosten zwischen 4,77 und 6,68 Euro (AC-Laden) bzw. 4,77 und 10,77 Euro (DC-Laden) an. Zum Vergleich: Die gleiche Menge Haushalsstrom kostet 4,48 Euro.

In die Analyse sind Recherchen des Datendienstleisters Statista zu 13 großen Ladesäulenbetreibern und zwei Roaminganbietern sowie weitere Marktdaten von LichtBlickeingeflossen.

"Strompreise für E-Mobilist*innen sind oft intransparent und überhöht"

 „Die Daten dokumentieren einen klaren Fall von Marktversagen. Regionale Monopole behindern die Verkehrswende. Die Strompreise für E-Mobilist*innen sind oft intransparent und überhöht. Noch drastischer fallen die Aufschläge für konkurrierende Fahrstrom-Anbieter wie Lichtblick aus“, erklärte Ralph Kampwirth, Unternehmenssprecher von Lichtblick.

Die „willkürliche Preistreiberei der Ladesäulen-Betreiber“ gegenüber Wettbewerbern verstoße gegen das Kartellrecht. „Die Situation erinnert an die ersten Jahre im liberalisierten Strommarkt, als Stadtwerke und Konzerne neue Anbieter systematisch diskriminiert haben.“

Ein Fortschritt gegenüber früheren Untersuchungen sei hingegen, dass mittlerweile alle Betreiber per Kilowattstunde abrechneten. Allerdings sei der Zugang zu den Ladesäulen weiterhin nicht verbraucher*innenfreundlich. Auch seien die Kosten meist intransparent, häufig fielen Zusatzgebühren an – zum Beispiel für längere Aufenthalte am Ladepunkt. 

"Ladevorgang dauert länger und findet während des Parkens statt"

„Ladesäulen sind keine Tankstellen. Der Ladevorgang dauert länger und findet während des Parkens statt. Darum macht es Sinn – ähnlich wie bei den Stromzählern im Haushalt – eine Ladesäulen-Infrastruktur zu schaffen, die allen Wettbewerbern offensteht“, so Kampwirth. Im Gegenzug könnten die Betreiber ein Durchleitungsentgelt enthalten. Dieses finanziere künftig den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur.

Lichblick fordert seit längerem von der Politik eine grundlegende Marktreform. Während heute nur der Betreiber Strom an seine Säulen liefere, sollten die Ladepunkte künftig allen Stromanbietern offenstehen.

Ein entsprechendes Modell der Bundesnetzagentur sei zum 1. Juni 2021 in Kraft getreten. Es sei allerdings nicht verpflichtend. „Technisch wäre dieser Schritt ohne Umrüstung der bestehenden Ladesäulen möglich. Verbraucher*innen könnten dann frei ihren Fahrstrom-Tarif wählen.“ (hoe)