9-Euro-Ticket ersetzt Autofahrten
Das 9-Euro-Ticket ist angesichts der hohen Nachfrage aus Sicht der Verkehrsbranche bereits jetzt ein Erfolg. Umso dringlicher stellt sich die Frage, wie es nach dem Ende der Aktion im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) weiter gehen soll. Ein Vorschlag von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), das Tarifsystem dauerhaft zu vereinfachen, stößt auf Zuspruch des Städte- und Gemeindebunds (DStGB).
„Die ersten Wochen zeigen, dass das 9-Euro-Ticket durchaus erfolgreich war. Dazu trägt neben dem günstigen Preis sicherlich auch die einheitliche Tarifstruktur maßgeblich bei“, sagte DStGB-Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg gegenüber Journalisten. „Deshalb müssen wir darüber nachdenken, perspektivisch ein bundesweit gültiges, einheitliches und vergünstigtes Ticket folgen zu lassen.“
Bundesverkehrsminister Volker Wissing hatte sich am Wochenende dafür ausgesprochen, den „Tarif-Dschungel im Nahverkehr dauerhaft zu beseitigen“. Branchenkreise verweisen bei solchen Vorschlägen stets auf die Frage der Finanzierung. Schließlich entgehen den Verkehrsunternehmen im ÖPNV allein durch die 9-Euro-Ticket-Aktion Milliardeneinnahmen. Die Sonderfahrkarte wird mit 2,5 Milliarden Euro vom Bund finanziert.
Hinzu kommt, dass auch für die Unternehmen die wirtschaftliche Lage angesichts der steigenden Preise für Energie, Kraftstoffe und Personal immer schwieriger wird. „Wir brauchen daher immer drängender Lösungen zur Kompensation dieses Anstiegs. Sonst drohen deutliche Tarifsteigerungen oder gar, dass erste ÖPNV-Linienangebote eingeschränkt werden müssen“, teilte der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Oliver Wolff, mit.
Der VDV und die Deutsche Bahn lassen jede Woche rund 6000 Verbraucherinnen und Verbraucher zum 9-Euro-Ticket befragen. Allmählich zeigt sich dabei die deutlich gestiegene Nachfrage im ÖPNV. Demnach gaben rund 20 Prozent der befragten Käuferinnen und Käufer des Tickets an, zuvor den ÖPNV fast nie genutzt zu haben.
Es gibt auch induzierten Verkehr
Andererseits lade das 9-Euro-Ticket zu Fahrten ein, die ohne das Angebot gar nicht erst unternommen worden wären. Rund 25 Prozent der befragten Käuferinnen und Käufer äußerten sich entsprechend. Diese deutliche Erhöhung der Nachfrage sei mit Blick auf den Klimaschutz und die Belastungen des Systems kritisch zu hinterfragen, meint VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff.
Insgesamt hätten im Juni mehr als 30 Millionen Menschen das Ticket besessen. Ähnlich hoch werde das Interesse auch im Juli sein. „Dieser gemeinsame Erfolg aus Politik und Branche erhöht jedoch auch den Druck mit Blick auf die Zeit danach – sowohl, was die Preise, vor allem aber was die Leistungskosten angeht“. (dpa/wa)