ADAC beobachtet Stagnation bei Nachhaltigkeit
Mobilität und Verkehr in Deutschland müssen nachhaltiger werden, heißt es beim Automobilclub ADAC. Von 2015 bis 2022 habe es zwar Fortschritte gegeben, doch zuletzt immer weniger. Der ADAC macht das an seinem Mobilitätsindex fest, der bei Nachhaltigkeit nicht nur Umweltaspekte, sondern auch Dimensionen wie Preise, Zuverlässigkeit oder Sicherheit misst. Insgesamt ist der Mobilitätsindex leicht gesunken.
Die mittlerweile dritte Veröffentlichung nimmt den Zeitraum zwischen 2015 und 2022 unter die Lupe. Sie umfasst damit auch das erste Jahr nach den massiven Corona-Restriktionen. Und da zeigt sich, dass viele Verbesserungen coronabedingt waren, heißt es beim ADAC.
Insgesamt sei die Mobilität in Deutschland zwischen den Jahren 2015 und 2022 nachhaltiger geworden. Nachdem der Index zwischen 2015 und 2019 nahezu unverändert bei Werten um 100 geblieben war, stieg er ab 2020 sprunghaft auf 115 an. Doch fast alle Verbesserungen waren coronabedingt – durch Lockdowns, Homeoffice und Reisebeschränkungen. Mit der Normalisierung des Verkehrsverhaltens nahm die Nachhaltigkeit wieder ab: 2022 sank der Mobilitätsindex das zweite Jahr in Folge und erreichte den Gesamtwert 111.
Der Indexwert für Klima und Umwelt stagnierte bei 120. Der mit dem Anstieg des Verkehrsaufkommens verbundene höhere Energieverbrauch wurde durch eine deutliche Reduzierung bei den Luftschadstoff-Emissionen kompensiert. Die geringeren Luftschadstoffe waren laut ADAC zum kleinen Teil auf den Markthochlauf von Elektroautos zurückzuführen, vor allem jedoch auf immer mehr saubere Verbrenner-Pkw.
Nach einer kontinuierlichen Verbesserung der Verkehrssicherheit stellte das Jahr 2022 einen Wendepunkt dar. Für die Bewertungsdimension Verkehrssicherheit lag der Indexwert nur noch bei 107. Sowohl die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Menschen als auch der Verletzten nahm von 2021 auf 2022 erstmals seit mehreren Jahren wieder zu. Einen besonders starken Anstieg der Getöteten gab es im Radverkehr.
Energie und Inflation verteuern Verkehrsmittel
Die kriegsbedingte Energiekrise und eine Rekordinflation verteuerten 2022 viele Verkehrsmittel. Der Indexwert für die Bezahlbarkeit der Mobilität sank daher auf 103 Punkte. Während der Indikator des öffentlichen Verkehrs neue Höhen erreichte, rutschte der Indikator für den motorisierten Individualverkehr unter das Ausgangsniveau von 2015.
Eine leicht positive Entwicklung war beim Zugang zur Verkehrsinfrastruktur zu verzeichnen, was auf den Ausbau des Radverkehrsnetzes zurückzuführen ist. Dagegen blieb die Länge des Straßen- und Schienennetzes in Deutschland weitestgehend konstant. Der Indexwert für Zuverlässigkeit lag bei 117 Punkten und damit deutlich über dem Vorjahr. Dies war in erster Linie auf eine methodische Änderung bei der Ermittlung der Staukilometer auf Autobahnen zurückzuführen. Zuverlässigkeit im Schienenverkehr hat dagegen abgenommen.
Autos und Fahrräder deutlich teurer
Die ungünstige Kombination aus anhaltenden Produktionsengpässen und steigenden Preisen wirkte sich 2022 vor allem bei der Anschaffung von Fahrzeugen und Fahrrädern aus. Auch im öffentlichen Verkehr wuchs der Kostendruck. Beim Ticketkauf machte er sich jedoch bei weitem nicht so stark bemerkbar. Verkehrsverbünde nahmen Preisanpassungen oft erst später vor, und das 9-Euro-Ticket führte zu einer vorübergehenden Verbilligung im öffentlichen Nah- und Regionalverkehr.
Die Pünktlichkeit im Schienenverkehr verschlechterte sich 2022. Bereits im Jahr zuvor hatte sie abgenommen, weil die Fahrgastnachfrage und die Bautätigkeit gleichzeitig gestiegen waren. Diese Entwicklung setzte sich fort. Zusätzlich löste das 9-Euro-Ticket in den Sommermonaten einen großen Ansturm auf den Nah- und Regionalverkehr aus, was zu mehr verspäteten Zügen führte. (wa)