ÖPNV

BUND sieht Berliner U-Bahn-Vision kritisch

Umweltverband spricht von „Größenwahn“ und würde lieber auf die Straßenbahn setzen. BVG zeigt sich irritiert.
20.03.2023

Ein internes Papier der BVG mit Erweiterungsideen für die U-Bahn sorgt für Wirbel in Berlin.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Berlin hat sich gegen Überlegungen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) gestellt, das Berliner U-Bahn-Netz stark auszubauen. „Die Vision der Berliner Verkehrsbetriebe, das Berliner Netz auf 318 Kilometer mehr als zu verdoppeln, ist vor allem eines: die komplette Verkennung der verkehrspolitischen Notwendigkeiten in der Stadt“, erklärte BUND-Landesgeschäftsführer Tilmann Heuser. Er sprach von „Größenwahn.“

Angesichts der eskalierenden Klimakrise müsse mit Nachdruck das Straßenbahnnetz der Hauptstadt ausgebaut werden, führte er aus. Nur mit der Tram könne Berlin vergleichsweise zügig eine flächendeckende Verbesserung des Nahverkehrs erreichen.

Vision eines radikalen Ausbaus

U-Bahnen seien Hochleistungsverkehrsmittel, die ihre Berechtigung auf stark nachgefragten Korridoren hätten. „Die sind in Berlin allerdings fast vollständig abgedeckt“, so Heuser. Der Großraum Berlin verfüge – die S-Bahn mit eingerechnet – über fast 500 Kilometer Metro-Netz. „Auch heutzutage im internationalen Vergleich ein hoher Wert.“

Heuser bezog sich auf Berichte in den Medien, wonach die BVG in einem internen Papier für die laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD die Vision eines radikalen Ausbaus der U-Bahn zeichnet. Demnach könnten schrittweise 171 Kilometer U-Bahn-Strecken entstehen, dazu ergänzende Straßenbahn- und Schnellbuslinien. Vorgeschlagen werde die Verlängerung sämtlicher U-Bahn-Linien und eine neue Ringlinie.

BVG: Ausgerechnet ein Umweltverband lehnt ÖPNV-Vision ab

Bei der BVG warfen die Äußerungen des BUND Fragen auf. Das landeseigene Unternehmen zeigte sich irritiert darüber, dass ausgerechnet ein Umweltverband eine ganzheitliche ÖPNV-Vision für Generationen ablehne.

Heuser befürchtet, dass Überlegungen für mehr U-Bahn-Strecken Ausbaupläne für die Tram behindern oder stoppen könnten. „Und das, obwohl allein schon angesichts der Kosten die Realisierung der U-Bahn-Träume vollkommen unrealistisch ist.“ Er rechnete vor: „Grob überschlagen dürfte der Bau der 171 Kilometer neuer U-Bahn-Strecken nach aktuellem Preisstand nicht unter 35 Milliarden Euro kosten. Das ist mehr Geld, als Berlin bis 2035 für Ausbau und Modernisierung des kompletten Nahverkehrsnetzes einsetzen will. Von dem Geld ließen sich bis zu 1700 Kilometer neuer Straßenbahnstrecken errichten.“ (dpa)