ÖPNV

Bundesverkehrsministerium nimmt Seilbahnen für Städte ins Visier

In einer Studie sollen mögliche Seilbahnprojekte in Deutschland ausgelotet werden. Dabei steht auch die Akzeptanz der Bevölkerung im Fokus.
12.01.2021

So könnte eine urbane Seilbahn in der Stadt aussehen. (Symbolbild)

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat das Stuttgarter Planungs- und Beratungsunternehmen Drees & Sommer gemeinsam mit der Verkehrswissenschaftlichen Institut Stuttgart (VWI) beauftragt, eine Studie über die "stadt- und verkehrsplanerische Integration urbaner Seilbahnprojekte" zu erarbeiten.

Der Leitfaden für die "Realisierung von Seilbahnen als Bestandteil des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV)" soll in zwei Jahren vorliegen, wie die Unternehmen mitteilen. Es sollen Anreize gesetzt werden,  nachhaltige Mobilität im urbanen Raum zu fördern und das öffentliche Verkehrssystem sinnvoll zu ergänzen, heißt es aus dem Ministerium.

Untersuchung in acht Städten

Ziel ist ein nationaler Standard für urbane Seilbahnen in Deutschland, an dem sich Städte und Kommunen orientieren können. In Deutschland gibt es wenig Erfahrungen mit Seilbahnsystemen im urbanen Bereich. In der Studie werden Seilbahnen in den Städten Medellín, La Paz, New York, Portland, Algier, Lissabon, Brest, Bozen, London und Ankara untersucht.

Im Fokus stehen jeweils Einsatzzweck der Seilbahn, Planungsprozess, städtebauliche Integration, Verknüpfung mit dem übrigen ÖPNV und die Auswirkungen auf den Verkehr. Die Unternehmen erhoffen sich Erkenntnisse für mögliche Seilbahnprojekte in Deutschland. Das Verkehrsmittel wird als Ergänzung in Städten und Ballungsräumen gesehen.

Wenig Praxiserfahrung mit Seilschwebebahnen in Deutschland

Von Luftschwebebahnen in den Bergen abgesehen, existieren in deutschen Städten bisher nur Seilbahnen in Berlin, Koblenz und Köln, die zur Bundesgartenschau entstanden sind. Allerdings gibt es Überlegungen und unterschiedlich fortgeschrittene Vorhaben zum Bau von Seilbahnanlagen in Berlin, Bonn, Düsseldorf, Köln, München, Stuttgart oder Wuppertal.

Schwierigkeiten gibt es vor allem bei den Überfahrtsrechten. Dass Seilbahnen auch über Wohnhäuser hinwegschweben müssten, stößt vielfach auf Widerstand der Anwohner. Viele Menschen sind von den Vorteilen einer städtischen Seilbahnanlage überzeugt, doch niemand will, dass sie am eigenen Wohnort vorbeiführt.

Koblenz: Nicht ohne unsere Seilbahn

Ist die Seilbahn erstmal Teil des Nahverkehrs, steige die Akzeptanz in der Bevölkerung allerdings schnell an, so die Unternehmen. Ein Beispiel, wie gut eine Seilbahn ankommt, ist Koblenz. Dort hatte sich eine Bürgerinitiative sich für den Verbleib der Seilbahn eingesetzt. Ursprünglich sollte sie nach der Bundesgartenschau 2011 wieder abgebaut werden. (jk)