ÖPNV

Digitalisierung muss alle mitnehmen

Appell der Verbraucherzentralen: Ticketkauf für Busse und Bahnen sollte auch ohne Mobiltelefon möglich sein.
16.09.2024

Auch für Menschen ohne Smartphone soll es möglich bleiben, Bus- und Bahntickets zu kaufen.

Durch Digitalisierung dürfe niemand vom Kauf von Bus- und Bahntickets ausgeschlossen werden – so lautet der Appell der Verbraucherschützer an Bundesregierung und Deutsche Bahn. Digitalisierung solle Mobilität einfacher und besser machen und keine neuen Barrieren schaffen.
    
Konkreter Anlass: Die Deutsche Bahn gibt seit Jahresmitte ihre Bahncard ausschließlich digital aus. Zwar wird auch ein PDF mit QR-Code angeboten, jedoch ist immer ein Kundenkonto Voraussetzung. Fahrkarten zum Sparpreis oder Super-Sparpreis verkauft die Bahn seit einem Jahr nur noch, wenn Verbraucher eine Handynummer oder E-Mail-Adresse angeben. Solche Angebote werden nicht oder nur stark eingeschränkt an Automaten oder Schaltern verkauft.

Digitalisierung ohne Alternative widerspricht Verbraucherwünschen

Die Digitalisierung im Ticketvertrieb dürfe nicht zum Ausschluss einzelner Gruppen vom Bus- und Bahnfahren führen, sagt Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale-Bundesverbands (vzbv). Die Herausgabe von Kundendaten oder das Anlegen eines Kundenkontos müsse freiwillig erfolgen. „Politik und Verkehrsunternehmen müssen gemeinsam mit Verbraucherverbänden eine Digitalisierungsstrategie entwickeln, die alle mitnimmt“, sagt Pop.

Digitalisierung ohne Alternative widerspreche den Wünschen der Verbraucher, heißt es beim vzbv. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbands stimmen 96 Prozent der Befragten der Aussage voll und ganz oder eher zu, dass auch Menschen ohne Internetzugang oder Smartphone Zugang zu allen Angeboten im öffentlichen Personenverkehr haben müssen. Mehr als die Hälfte findet es eher oder sehr schlecht, dass die Deutsche Bahn einige Produkte nur noch digital verkauft.

Auf die Frage nach dem Hauptnachteil rein digitaler Produkte antwortet fast die Hälfte, dass bestimmte Personengruppen überfordert sein können. Ein Viertel sieht die Abhängigkeit vom Internet als Hauptnachteil, gefolgt vom Fehlen eines persönlichen Ansprechpartners (16 Prozent), Datenschutzbedenken (9 Prozent) und der fehlenden oder schlechteren Beratung (8 Prozent).

Zu diesem Thema haben Verbraucherzentralen und Mitgliedsverbände wie Senioren-, Jugend-, Digital- und Fahrgastverbände sowie der Auto Club Europa (ACE) ein Positionspapier erstellt. Es enthält Vorschläge für alternative und niederschwellige Lösungen, damit alle Verbraucher:innen die Angebote der regionalen Verkehrsbetriebe und der Deutschen Bahn ohne digitale Hürden nutzen können. Ziel sei, Digitalisierung, Mobilitätswende und Teilhabe zusammenzubringen. (wa)