ÖPNV

Kommunalen Verkehrsunternehmen brechen die Einnahmen weg

Die Verkäufe von Einzelfahrtausweisen sind um bis zu 90 Prozent zurückgegangen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen drängt auf eine Lösung zur Finanzierung des Verlustausgleichs.
05.04.2020

Oliver Wolff ist Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV).

Die Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie haben bereits jetzt "verheerende" wirtschaftliche Auswirkungen auf die kommunalen Verkehrsunternehmen. Bei den Bartickets, wie etwa Einzelfahrtausweisen, sind die Verkäufe um 70 bis 90 Prozent eingebrochen, teilt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mit. Allein dieser Posten macht normalerweise rund die Hälfte aller Ticketeinnahmen aus. „Je länger dieser Zustand andauert, desto größer sind die Folgen. Daher brauchen wir dringend, wie viele andere Branchen auch, eine Lösung für die Finanzierung des Verlustausgleichs“, fordert der VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff.

„Wir haben 80 bis 90 Prozent weniger Fahrgäste. Im ländlichen Raum eher 90 Prozent, in den Städten 60 bis 80 Prozent.“ Aktuell werden 50 bis 75 Prozent des regulären Angebots gefahren, immer in Abstimmung mit den Aufgabenträgern. Viele Unternehmen fahren etwa den Samstagsfahrplan mit Verstärkung zu Stoßzeiten.

Kritik von Fahrgastverbänden

In den vergangenen Wochen hatte es Kritik von Fahrgastvertretern an der Taktreduzierung und den eingeschränkten Fahrplänen im ÖPNV gegeben. Zum Teil seien Bahnen-, U-Bahnen und mancherorts auch Busse zu Stoßzeiten zu voll. Die Folge: Der Mindestabstand von 1,50 Meter könne nicht eingehalten werden.

Appell an die Fahrgäste

"Wir verstehen den Unmut der Fahrgäste, aber viele Unternehmen arbeiten momentan am Limit", erklärt Wolff. Manche Unternehmensbereiche wie etwa Leitstellen oder Werkstätten könnten aktuell nicht mehr voll besetzt werden, um den Abstand zu wahren. Das führe zu eingeschränkter Betriebsfähigkeit. Wo immer es zu vollen Fahrzeugen komme, werde nachgesteuert. Es komme aber auch auf das eigene Verhalten der Fahrgäste an. „Wir bitten die Kunden zum Beispiel vielerorts, sich in den Fahrzeugen zu verteilen. Es müssen nicht alle in den ersten oder letzten Wagen einsteigen."

Was passiert, wenn die Schulen wieder öffnen?

Innerhalb von fünf bis sieben Tagen könnten die Unternehmen das Angebot wieder auf 100 Prozent hochfahren. „Aber es wird trotzdem zu Stoßzeiten mal volle Fahrzeuge geben. Wir bräuchten in diesen Zeiten etwa das vierfache Angebot, um 1,5 Meter Abstand in den Fahrzeugen zu gewährleisten.“ Man wolle deshalb gemeinsam mit den politischen Akteuren und Aufgabenträgern frühzeitig überlegen, wie der zu erwartende Andrang etwa bei der Wiederöffnung der Schulen entzerrt werden könne. Der Unterricht müsse ja beispielsweise nicht für alle Klassen in der ersten Stunde beginnen. (hoe)