Wien setzt auf mehr Druck im Wasserstoff-Tank

Brennstoffzellenbus mit mehr Druck: 700 bar Druck im Wasserstofftank sorgen für mehr Reichweite.
Bild: © Christian Fürthner/Stadt Wien
Von Jürgen Walk
Die Reichweite wird immer wieder bemüht, wenn es bei Bussen um die Vorteile der Brennstoffzelle gegenüber der Antriebsbatterie geht. Doch bei der etablierten Technologie sind Reichweitenunterschiede zwischen Wasserstoff- und Batteriebussen eher gradueller als grundsätzlicher Natur. Die Wiener Linien haben jetzt aber einen Wasserstoffbus auf Linie geschickt, der den gefühlten Abstand beider Antriebsarten auch in die Realität umsetzen soll.
Dabei macht der Druck im Tank den Unterschied: Während Brennstoffzellen-Pkw mit 700 bar Druck tanken, hat sich bei Nutzfahrzeugen ein Druck von 350 bar durchgesetzt. Weniger Druck bedeutet aber geringere Reichweite und hoher Platzbedarf für den Wasserstoff – auf Kosten von Ladung oder Passagieren. Außerdem bedeutet das, dass Brennstoffzellenautos nicht an den gleichen Säulen laden können wie Busse und Nutzfahrzeuge.
Weiter als mit dem Dieselbus
Die Wiener Linien testen nun in den kommenden drei Jahren einen Bus von Hyundai, der mit 700 bar Druck fährt – der erste und einzige Wasserstoff-Niederflurbus mit 700-bar-Technik. Eine Brennstoffzelle mit 90 kW erzeugt dann in dem Bus die nötige Energie, um den 245 PS starken Elektromotor anzutreiben. Der 12 Meter lange Bus des koreanischen Herstellers wurde in enger Kooperation mit dem slowenischem Bushersteller TAM entwickelt.
Die 700-bar-Betankung soll eine höhere Reichweite ermöglichen, die sogar jene von Dieselbussen übertrifft. Erwartet wird eine Reichweite von knapp 500 Kilometern. Betankt wird der Bus in der Wasserstoff-Tankstelle der Wiener Linien in Leopoldau. Die Tankstelle kann sowohl mit 350 als auch mit 700 bar genutzt werden. Den benötigten Wasserstoff aus regionaler Produktion liefert Wien Energie.
Gudrun Senk, Technische Geschäftsführerin der Wiener Linien, nennt als Gründe für die Wahl "lange Betriebszeiten, dichte Intervalle, viele Fahrgäste und oft kurze Haltestellenabstände. Dazu kommt der Nachtbetrieb, bei dem die Busse nahezu rund um die Uhr auf der Straße unterwegs sind". Die Verkehrsbetriebe testen laufend neue Antriebstechnologien, um die beste Lösung für Wien zu finden.
Im Sommer kommt die Wasserstoff-Flotte
So richtig beginnt die Wasserstoff-Ära in Wien dann im Sommer. Dann werden in Döbling die ersten von zehn Wasserstoffbussen des portugiesischen Herstellers Caetano unterwegs sein. Ebenfalls Mitte des Jahres sollen in der Wiener Innenstadt Batterie-Wasserstoff-Busse eingesetzt werden. Zehn Kleinbusse des italienischen Herstellers Rampini werden dann in der City sowohl mit Wasserstoff als auch elektrisch angetrieben. Dabei ersetzen sie rein elektrisch angetriebene Busse, die das Ende ihrer technischen Lebensdauer erreicht haben.