ÖPNV

Rüsselsheim setzt auf Elektrobusse

Ein Gutachten sieht bei den Gegebenheiten der Stadt Vorteile der Batterievariante gegenüber Brennstoffzellen.
25.07.2023

In Rüsselsheim fährt ein E-Bus zu Testzwecken auf dem normalen Liniennetzfahrplan. Hans-Peter Scheerer (Geschäftsführer Stadtwerke Rüsselsheim), Michael Niere (Geschäftsführer Kommunalservice Rüsselsheim/stellvertretender Bereichsleiter des Verkehrsbetriebs) und Matthias Jensen (Fahrdienstleiter) präsentieren das Testfahrzeug.

 

Die Stadtwerke Rüsselsheim haben die Weichen gestellt: Sie werden ihre gesamte Busflotte nach und nach elektrifizieren. Die ersten batteriebetriebene Linienbusse sollen Ende 2025 auf den Betriebshof rollen. Bis 2037 soll die Umstellung abgeschlossen sein.

„Damit wird die Luft in Rüsselsheim sauberer und wir tun etwas gegen den Klimawandel, denn die Busse können mit Ökostrom fahren“, betont Stadtwerke-Geschäftsführer Hans-Peter Scheerer. Ein weiterer Vorteil: E-Busse fahren leiser.

Das Gutachten ist eindeuting

Die Stadtwerke haben eine Studie beauftragt, welche Antriebsart empfehlenswert ist. Das Gutachten bezieht sich auf die Rüsselsheimer Gegebenheiten. Es berücksichtigt die Infrastruktur inklusive eigener Werkstatt, die Topografie, dazu Betriebsdaten wie Linienverlauf, Haltestellenabstände und Fahrtdauer. Ergebnis: „Die E-Busse machen aus wirtschaftlichen Gründen gegenüber einer mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzelle klar das Rennen“, berichtet Michael Niere, der stellvertretende Leiter des Verkehrsbetriebs der Stadtwerke.

Die Stadtwerke gehen von jährlichen Mehrausgaben von 800.000 Euro aus, die die Umstellung auf E-Busse kosten wird. Dazu muss auch die erforderliche Infrastruktur fürs Laden geschaffen werden. Die Stadtwerke werden Fördermittel beantragen, doch in der Vergangenheit seien diese oftmals überzeichnet gewesen, erklärt Niere. „Wir werden im Sommer die ersten E-Busse ausschreiben und gehen von einer Lieferzeit von 1,5 Jahren aus.“

Ein Testfahrzeug fährt im Linienbetrieb

In diesen Tagen fährt bereits ein E-Bus Marke MAN Typ „Lion’s City E“ zu Testzwecken auf dem normalen Linienbetrieb. Fahrbetriebsleiter Matthias Jensen: „Wir möchten wissen, welche Erfahrungen die Busfahrer damit sammeln.“

„Wir kommen mit der Umstellung auf E-Busse auch den gesetzlichen Anforderungen nach“, unterstreicht Geschäftsführer Scheerer. Grund sind Vorgaben der EU, die über das Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz ins deutsche Recht umgesetzt wurden. Von den Bussen, die bis 2025 für den ÖPNV neu angeschafft werden, müssen mindestens 45 Prozent mit alternativen Treibstoffen betrieben werden. Von 2026 bis 2030 erhöht sich der Anteil auf 65 Prozent, mindestens die Hälfte der neu angeschafften Busse muss emissionsfrei fahren.

Die Stadtwerke setzen schon seit 2019 auf die Elektro-Light-Variante: Damals wurden die ersten Hybridbusse in Dienst genommen, die dank eines Elektromotors mit bis zu zehn Prozent weniger Kraftstoff auskommen als herkömmliche Dieselbusse. Die beiden letzten Erdgas-Gelenkbusse werden nach rund elf Jahren Ende 2023 turnusgemäß außer Betrieb genommen. Das bedeutet auch das Ende für die Erdgas-Tankstelle, die 1996 für den Bus-Fuhrpark errichtet und dadurch auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurde. Sie soll Mitte 2024 schließen. (wa)