ÖPNV

Deutsche Bahn will bis 2040 Dieselkraftstoffe komplett aus ihrer Flotte verbannen

Die Deutsche Bahn hat nun auch in Bayern einen neuen Batteriezug mit Fahrgästen auf die Schiene geschickt. Einen Tag später erklärte der Konzern, Neufahrzeuge sollen künftig nur noch mit Wasserstoff- oder Batterieantrieb angeschafft werden.
06.02.2022

Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, fährt mit einem Batteriezug des Herstellers Alstom. Der erste voll zugelassene Batteriezug von Alstom und Deutscher Bahn ist in Bayern in den Testbetrieb gestartet.

Nach ersten Fahrten in Baden-Württemberg startete am Samstagmorgen der emissionsarme Zug planmäßig von Gunzenhausen nach Pleinfeld im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.

Ministerpräsident Markus Söder, Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (beide CSU), der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Michael Theurer (FDP) sowie Vertreter der DB Regio AG und des Herstellers Alstom begleiteten den Zug auf der Fahrt im Fränkischen Seenland. Die bisher mit Dieselloks befahrbare Strecke soll nun samstags und sonntags bedient werden.

Tests bis 1. Mai

«Mittelfranken schreibt wieder Bahngeschichte», twitterte Söder nach der Fahrt. «Klimaneutraler Schienenverkehr ist ein weiterer Mosaikstein auf Bayerns Weg zur Klimaneutralität bis 2040.» Der Freistaat investiere eine Milliarde Euro in Klimaschutz.

Die Deutsche Bahn und Alstom wollen den Batteriezug bis zum 1. Mai im Regionalverkehr in Bayern und Baden-Württemberg testen. Unter der Woche soll der Zug auf der Strecke Stuttgart - Horb fahren. So könnten verschiedene Streckenprofile und Ladeszenarien getestet werden. In Baden-Württemberg werden die Akkus während der Fahrt aufgeladen, in Bayern geht das nur an den Ziel- und Startbahnhöfen.

ZIel: Bis 2030 weitere 760 Kilometer des deutschen Schienennetzes elektrifiziert

Im kommenden Jahr sollen Akku-Züge in den Regelbetrieb gehen, unter anderem in Sachsen. Sie seien mögliche Nachfolger für Dieselzüge und könnten Lücken überbrücken, wo eine Elektrifizierung schwierig sei. Während Alstoms Wasserstoffzüge für Langstrecken optimiert sind, eignen sich deren Batterietriebzüge demnach für kurze Linien oder Strecken mit nicht-elektrifizierten Abschnitten, die bislang mit Dieselfahrzeugen betrieben wurden. Direkte Verbindungen zwischen elektrifizierten und nicht-elektrifizierten Netzabschnitten sollen so  emissionsfrei und ohne die Notwendigkeit zusätzlicher Elektrifizierung betrieben werden, was auch die Reisezeit zwischen Stadt und Land verkürze.

450 Linien bundesweit werden bisher nur mit Dieselzügen befahren. Rund 60 Prozent des rund 33 000 Kilometer umfassenden deutschen Schienennetzes sind laut Bahn elektrifiziert, vor allem vielbefahrene Strecken. Etwa 90 Prozent der Fahrten würden darüber absolviert. Bis 2030 sollen 760 weitere Kilometer elektrifiziert sein.

Deutsche Bahn will fossile Kraftstoffe durch Biokraftstoffe ersetzen

Zudem will die Deutsche Bahn bis 2040 Dieselkraftstoffe vollständig aus ihrer Flotte verbannen und ersetzen. «Unsere 3000 Dieselfahrzeuge sind bereits ab diesem Jahr nach und nach mit alternativen Kraftstoffen unterwegs», teilte Bahnchef Richard Lutz am Sonntag mit. «Neben der Umstellung auf 100 Prozent Ökostrom ist die schrittweise Abschaffung des Diesels bis 2040 eines unserer zentralen ökologischen Vorhaben.»

Der Konzern setzt dabei eigenen Angaben zufolge unter anderem auf Biokraftstoffe, die aus Rest- und Abfallstoffen hergestellt werden sollen. Auf diese Weise stehe die Herstellung nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion. Vorhandene Dieselmotoren müssten dafür nicht umgerüstet werden.

Neufahrzeuge künftig nur noch mit Wasserstoff- oder Batterieantrieb

Neufahrzeuge sollen den Angaben nach künftig nur noch mit Wasserstoff- oder Batterieantrieb angeschafft werden. Entsprechende Tests mit batteriegetriebenen Zügen sollen in den kommenden Monaten folgen.

Erst Mitte Januar hatte auch die Güterverkehrstochter DB Cargo ähnliche Ziele angekündigt. Dort sollen mittelfristig sämtliche Dieselloks durch modernere Antriebe ersetzt werden. Die Flotte soll unter anderem mit sogenannten Zwei-Kraft-Loks ergänzt werden. Diese können zwischen herkömmlichem Diesel- und modernem Elektroantrieb wechseln und damit sowohl auf elektrifizierten Gleisstrecken als auch auf Nebenstrecken ohne Oberleitung eingesetzt werden. (dpa/sg)