ÖPNV

VDV sieht den Elektrobus-Hochlauf in Gefahr

Ohne eine verlässliche Förderung werde man weiterhin vorrangig Dieselbusse auf deutschen Straßen sehen.
11.09.2024

Ohne Förderung wird die Umstellung auf emissionsfreie Busse nur sehr zäh funktionieren.

Dem Hochlauf von Elektrobussen im Nahverkehr droht nach Mittelkürzungen ein jähes Ende, warnt der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV). Die nun eingetretene Mechanik sei simpel: Die grundsätzlichen Kürzungen im Bundeshaushalt 2024 drosseln den weiteren Markthochlauf emissionsfreier Antriebe bei den E-Bussen erheblich. Der Verband verweist dabei auf alarmierende Zahlen einer Umfrage unter seinen Mitgliedern.

„Die deutsche Verkehrspolitik schafft damit Fakten, die bei den Verkehrsunternehmen nun bittere Früchte tragen“, bilanziert VDV-Vizepräsident Werner Overkamp. Das sei eine Wende, „mit der wir vor ein oder zwei Jahren nicht gerechnet hätten.“

Ende einer hoffnungsvollen Entwicklung

Die Umstellung auf emissionsfreie Antriebe im ÖPNV sei ein zentraler Baustein der Verkehrswende. Doch ohne eine verlässliche Förderung werde man weiterhin vorrangig Dieselbusse auf deutschen Straßen sehen: Ohne eine auskömmliche Förderung könnten die Betriebe ihre Flotten nicht umstellen, ihre Werkstätten nicht umrüsten – und ihr Personal nicht umschulen.

Eine aktuelle Branchenumfrage unter VDV-Mitgliedsunternehmen zeigt, dass von den ursprünglich geplanten 2396 lokal emissionsfreien Stadtbussen nur noch 42 Prozent wie geplant beschafft werden. „Wenn 58 Prozent der ursprünglich geplanten emissionsfreien Busse jetzt als Diesel- oder Gasbusse beschafft werden, bedeutet das das Ende einer hoffnungsvollen Entwicklung“, so Overkamp. Diese drastische Veränderung werde durch den hohen Kostendruck in den Verkehrsunternehmen beschleunigt, da das Fehlen der Bundesfördermittel zu einer Verschiebung der geplanten Anschaffungen um ein bis drei Jahre führt.

Förderprogramme sollen 2029 auslaufen

Dabei habe sich die Branche in den vergangenen Jahren eine Vorreiterrolle erarbeitet – etwa vor dem Pkw-Markt. Doch abgeschlossen sei der Markthochlauf beim E-Bus nicht: Mindestens 88 Prozent der Linienbusse fahren im laufenden Jahr mit Dieselmotoren. Gemäß der Clean Vehicles Directive der EU müssen in sechs Jahren 90 Prozent der neu in den Markt gebrachten Stadtbusse emissionsfrei sein, ab 2035 alle. Förderprogramme seien angesichts der schwierigen Finanzierungssituation wichtiger denn je.

Die Mittel für den Ankauf emissionsfreier Busse und für die notwendige Umrüstung von Betriebshöfen wurden im Bundeshaushalt um fast 77 Millionen Euro gesenkt. Obwohl der Klima- und Transformationsfonds für 2025 eine leichte Aufstockung vorsieht, sollen die Förderprogramme bis 2029 auslaufen. (wa)