Politik

"Bayern braucht zwei neue Stromtrassen und mehr dezentrale Erzeugung"

Kommt es zu einer bundesweiten Trennung der Strompreis, könnte das für Bayern ohne die zwei Trassen teuer werden. Die IHK befürchtet einen Preisaufschlag von bis zu 20 Prozent im Vergleich zu Norddeutschland. Drei Maßnahmen sollen hier helfen.
11.03.2020

"Der Netzausbau mit zwei Stromtrassen ist mit guten Gründen im Bundesbedarfsplangesetz festgeschrieben", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer für München und Oberbayern Manfred Gößl.

„Für eine sichere Stromversorgung in Bayern brauchen wir die zwei neuen Stromtrassen und mehr dezentrale Stromerzeugung“, fasst IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl die zentrale Botschaft der Studie zusammen. Diese erarbeitete die Ifo Studie in Zusammenarbeit mit der TU München im Auftrag der IHK für München und Oberbayern. Ohne die beiden Leitungen Süd-Link und Südost-Link bestünde die Gefahr, dass die deutsche Gebotszone geteilt würde und die Strompreise in Süddeutschland bis 2040 deutlich teurer würden als im Norden, so Gößl weiter.

Plus Ausbau Erneuerbarer

Die Studie fordert darüber hinaus einen drastischen Ausbau an erneuerbaren Energien. Darüber hinaus können dezentrale Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen eine positive Rolle im System spielen. Die Experten weisen darauf hin, dass die wachsende Bevölkerung und neue Anwendungen wie Elektromobilität und Wärmepumpen den Stromverbrauch in Bayern bis 2040 voraussichtlich um mindestens 25 Prozent steigen lassen. Gleichzeitig fällt ein Großteil der konventionellen Kraftwerke, die bislang die Energieversorgung in Bayern wetterunabhängig gewährleistet haben, bereits bis Ende 2022 durch den Kernenergieausstieg sowie längerfristig durch das geplante Ende für fossile Energieträger weg.

Bis zu acht GW Stromimporte möglich

Die Studie bekräftigt, dass Bayern sich künftig verstärkt darauf einstellen muss, Strom in einer Größenordnung von bis zu acht Gigawatt zu importieren. Dazu benötige es dringend einen Ausbau von sogenannten Grenzkuppelstellen nach Tschechien, Österreich und die Schweiz. Diese Maßnahme würde die Strompreisstabilität und Sicherheit der Stromversorgung ebenso fördern wie zusätzliche Kraftwerke mit Gasturbinen zum schnellen hoch- und runterfahren als Puffer bzw. Notfallreserve.

"Weltweit spitze bei Strompreis"

„Der Energiewende fehlt nach wie vor ein Gesamtkonzept, das Versorgungssicherheit, international wettbewerbsfähige Strompreise und die ebenfalls notwendigen Umweltziele überzeugend in Einklang bringt. Bei den Strompreisen liegen wir schon jetzt weltweit an der Spitze“, mahnt Gößl. Die IHK schätzt, dass die Großhandelsstrompreise in Süddeutschland ohne Netzausbau bis zu zehn Euro je Megawattstunde teurer würden als im Norden. Dies entspräche einem Preisaufschlag von bis zu 20 Prozent auf Basis des derzeitigen Niveaus.

Laut Gößl müssten jetzt folgende drei Maßnahmen zügig umgesetzt werden:

  1. Sicherstellung eines wettbewerbsfähigen Strompreises von 40 Euro pro MW/h für die energieintensive Industrie.
  2. Streichung der EEG-Umlage für den Eigenstromverbrauch.
  3. Senkung der EEG-Umlage sowie der Stromsteuer von aktuell zwei Cent pro KW/h auf den EU-Mindestsatz 0,05 Cent pro KW/h.

„Der Netzausbau mit zwei Stromtrassen ist mit guten Gründen im Bundesbedarfsplangesetz festgeschrieben – auch dieser Punkt sollte in der Debatte immer wieder erwähnt werden", so Gößl. Nichtsdestotrotz sei der Ausbau der Erneuerbaren Energien ein wichtiger Baustein einer erfolgreichen Energiewende in Bayern. (sg)