Deutschland

Greenpeace kontra Leag: Streit um Milliardenkosten für Renaturierung

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace erklärt, der Braunkohlekonzern Leag könne die Milliardenrückstellungen für die Renaturierung seiner Kohlegruben in der Lausitz nicht aufbringen. Leag spricht von "geschäftsschädigenden Behauptungen".
12.09.2018

Die Renaturierung der Braunkohlegruben in der Lausitz kostet viel Geld.

Die Umweltschutzorganisation teilte mit, die Leag sei "wirtschaftlich außerstande", die notwendigen Milliardenrückstellungen aufzubringen. Dies sei das Ergebnis einer von Greenpeace beauftragten Stellungnahme der Wirtschaftsprüfer von Cordes + Partner. Lege die Bundesregierung ein zum Pariser Klimaschutzabkommen passendes Enddatum für die Kohleverstromung fest, „wäre eine Ansammlung der Rückstellung tendenziell unterdotiert“, schreiben die Prüfer laut einer Greenpeace-Mitteilung vom Mittwoch. Es erscheine dann „fraglich, ob ausreichend Liquidität für die Renaturierung noch generiert werden könnte.“

Beim Verkauf des früher von Vattenfall betriebenen Braunkohlegeschäfts an ein Konsortium um die tschechische Finanzholding EPH hätten sich Verkäufer und Käufer einen Haftungsausschluss gesichert, so Greenpeace. Im Falle einer Insolvenz der heutigen EPH-Tochter Leag müssten entsprechend die Länder Brandenburg und Sachsen für die Renaturierung zahlen. In ihrer Stellungnahme stellen die Wirtschaftsprüfer fest, dass die von Vattenfall für die Rekultivierung der Tagebaue zugesagten Barmittel nicht vollständig an die Leag gezahlt worden seien. "Von den versprochenen 1,7 Milliarden Euro sind lediglich 1 Milliarde geflossen", heißt es in der Mitteilung der Umweltschutzorganisation. Aus Sicht der beauftragten Finanzexperten „außergewöhnlich“ sei, dass sich das Käuferkonsortium EPH/PPF über höhere Bilanzierungen 508 Mio. Euro in ihren Büchern gutschrieben habe, "obwohl die Leag hohe Verluste schreibt".

Leag: Rückstellungen werden jährlich testiert und geprüft

Der Braunkohlekonzern Leag wies die Erklärung von Greenpeace, das Unternehmen schreibe hohe Verluste, als "falsch und bewusst geschäftsschädigend" zurück. Offensichtlich gehe es Greenpeace - als Organisation auch Mitglied der Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung - primär darum, "die Braunkohlenindustrie zu zerstören", erklärte der Leag-Vorstandsvorsitzende Helmar Rendez in einer Mitteilung vom Mittwochabend. Für die Wiedernutzbarmachung von Bergbaufolgelandschaften habe die Leag angemessene Rückstellungen gebildet. Diese würden jährlich von Wirtschaftsprüfern testiert und in regelmäßigen Abständen von den Bergämtern der Sache und der Höhe nach überprüft. "Sie werden rollierend gebildet und verausgabt. Rekultivierung und Wiedernutzbarmachung von Bergbaufolgelandschaft gehören zum laufenden Geschäft und werden entsprechend laufend finanziert", heißt es in der Mitteilung weiter.

"Die von Greenpeace beauftragten Wirtschaftsprüfer haben nichts herausgefunden, das nicht ohnehin in den veröffentlichten Bilanzen der Leag-Unternehmen stünde", so Rendez. "Wer auch nur einen Funken Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge hat, den kann es nicht überraschen, dass notwendige Rückstellungen über einen geplanten Zeitraum im laufenden Geschäft erwirtschaftet werden müssen. Wird dafür die wirtschaftliche Grundlage durch politische Eingriffe entzogen, dann ist es nur folgerichtig, wenn die Politik dafür die Verantwortung übernimmt." (hil)