Deutschland

Habeck fordert mehr Anstrengungen beim Ausbau der Energiewende

Die Bundesregierung will 65 Prozent des Stroms bis 2030 aus Erneuerbaren generieren. Machbar, findet Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Habeck.
18.04.2018

Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Robert Habeck hat bundesweit mehr Anstrengungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien gefordert. Anders könnten die Ziele der Bundesregierung, in zwölf Jahren 65 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zu produzieren, nicht erreicht werden, sagte der Bundesvorsitzende der Grünen am Mittwoch in Husum beim Windbranchentag vor rund 500 Gästen. Die Prognosen gingen - "wenn wir vieles besser machen" - von einem etwa gleichen Stromverbrauch wie heute aus, also von 600 Terawatt.

Das bedeute eine Verdopplung der Onshore-Windproduktion auf 97 Gigawatt, dass 25 bis 35 Gigawatt Offshore installiert sein müssen und dass die Solarenergie von 42 auf 102 Gigawatt wächst. "Das sind gigantische Mengen", sagte Habeck. Das, was die große Koalition vereinbart habe, sei machbar und überfordere die Gesellschaft nicht, ist sich der Minister sicher. Aber es sei anspruchsvoll und brauche einen dramatischen Geschwindigkeitswechsel beim Ausbau - und zwar bei allen Sparten und über Landgrenzen hinweg.

"Nervige" Diskussion über Länderquoten

Es nerve ihn, dass beim Ausbau der Erneuerbaren immer auf die Landesgrenzen geschaut werde, sagte Habeck. "Würden wir das in der Landwirtschaft machen und sagen, jedes Land muss seine eigenen Schweine essen, dann hätten wir schon ein Problem miteinander in Schleswig-Holstein, aber Hamburg erst recht." Aber bei den erneuerbaren Energien seien Länderquoten wichtig. "Das ist offensichtlich eine Bremsdiskussion."

Energiewende sei kein Selbstzweck. Der Strom müsse dahin, wo er gebraucht werde und er müsse einhergehen mit einer Verzahnung der Sektoren Ökostrom, Verkehr und Wärme. Dafür brauche es den Netzausbau. Die Politiker müssten endlich Verantwortung übernehmen und sich den Bürgerinitiativen stellen, die dagegen seien. "Sie müssen auch die unangenehmen Aspekte der Energiewende verteidigen", sagte Habeck.

BWE-Landeschef fordert Rechtssicherheit in der Regionalplanung

Neben diesen großen Entwicklungen in der Branche standen auch landesspezifische Themen wie die Regionalplanung auf der Agenda. Der Landesvorsitzende des Bundesverbands Windenergie (BWE), Reinhard Christiansen, forderte die Landesregierung auf, möglichst schnell Rechtssicherheit in der Regionalplanung zu schaffen. "Wir brauchen dringend die Erteilung von Baugenehmigungen, damit Schleswig-Holstein am bundesweiten Ausschreibungsverfahren überhaupt wieder teilnehmen kann."

2017 seien nur 56 Genehmigungen erteilt worden, 2016 waren es 285. "Mit dieser politischen Vollbremsung bei der Genehmigungsvergabe riskiert das Windland Schleswig-Holstein seine Position als Vorreiter der Energiewende zu verlieren." Der BWE-Bundesvorsitzende Hermann Albers ergänzte, es müsse nach Lösungen gesucht werden, wie akzeptierte Bestandsflächen weiter genutzt werden können und sich zusätzliche Flächen erschließen ließen. (hil/dpa)