Deutschland

MVV-Chef Müller: "Wir brauchen ein Wärme-EEG"

Der Vorstandsvorsitzende der MVV Energie, Georg Müller, bewertet den EEG-Entwurf in vielen Punkten als positiven Vorstoß. Vor allem bei den Strombedarfsprognosen und der Wärmewende bestehe allerdings Nachbesserungsbedarf.
08.09.2020

Georg Müller, Vorstandsvorsitzender der MVV Energie

Vergangene Woche wurde der Referentenentwurf für die bevorstehende EEG-Novelle bekannt. Ähnlich wie die Verbände der Erneuerbaren-Wirtschaft fällt auch das Urteil einer der größten kommunalen Regionalversorger gemischt aus. Zunächst zieht Georg Müller, Vorstandsvorsitzender der Mannheimer MVV Energie, allerdings ein positives Fazit: "Wir machen mit dieser EEG-Novelle bei Wind und Solar einen großen Schritt nach vorne", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Die Blockade bei den Erneuerbaren, die schon eine ganze Weile anhalte, müsse nun allerdings so schnell wie möglich gelöst werden, um den riesigen Rückstand beim Ausbau aufzuholen, wird Müller weiter von der Redaktion zitiert. "Wir laufen zudem auf eine Bundestagswahl zu. Wie lange ist die große Koalition noch beschlussfähig und beschlusswillig?", fragt Müller.

Südquote und Akzeptanzmaßnahmen positiv

Bereits in wenigen Tagen, am 23. September, soll der Referentenentwurf im Kabinett verabschiedet werden und Anfang kommenden Jahres in Kraft treten. Positiv findet der MVV-Chef vor allem die Pläne, um die Windkraft aus der Krise zu holen. "Uneingeschränkt positiv ist, dass bei den Ausschreibungen für neue Windparks die Mengen erhöht werden." Zu loben sei auch, dass Ausbaubeschränkungen im Norden aufgehoben werden sollen.

Die geplante "Südquote", wonach verstärkt Windräder im Süden der Republik bezuschlagt und höher vergütet werden, hält Müller laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gleichfalls für begrüßenswert. Ähnlich wie andere Branchenvertreter findet auch die geplanten Akzeptanzmaßnahmen für Bürger vor Ort und Standortkommunen Zustimmung. Demnach sollen künftig Bürger und Kommunen stärker an der finanziellen Wertschöpfung von Windkraftanlagen beteiligt werden, z.B. über vergünstigte Stromtarife und Abgaben an die Kommunen.

Solarpflicht für Neubauten und Agrar-PV

Kritisch sieht Müller jedoch die Stromverbrauchsprognose, auf der die anvisierten Ausbaukorridore des BMWi basieren. Ähnlich wie viele Verbände geht der Manager davon aus, dass der Stromverbrauch deutlich steigen werde und bei den Zielvorgaben noch einmal nachgelegt werden müsse.

Weiterer Handlungsbedarf besteht aus Müllers Sicht beim PV-Ausbau. Eine Solarpflicht für Neubauten wäre wünschenswert formulierte er gegenüber dem Redaktionsnetzwerk. Und auch über Agrar-PV solle künftig stärker nachgedacht werden. Für die Wärmewende geht Müller noch einen Schritt weiter. Hier plädiert er für ein eigenes "Wärme-EEG". Noch vor der Bundestagswahl solle eine Initiative erfolgen, fordert er. So brauche es beispielsweise neue Anreize, um die Fernwärmenetze auszubauen. (lm)