Deutschland

Ostdeutsche Wirtschaft: Klimaziele mit Weitsicht umsetzen

Einen Konsens zwischen den gesellschaftlichen Gruppen in Sachen Energiewende zu schaffen: Das ist das Ziel des diesjährigen Ostdeutschen Energieforums. Im Vorfeld fordert ein Unternehmensverband weitere Entlastungen bei den Energiekosten.
12.10.2020

Die ostdeutschen Unternehmen (Symbolbild) stemmen derzeit große finanzielle Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und hoffen auf weitere finanzielle Entlastungen.

Die Klimaziele sollten nach Ansicht der ostdeutschen Wirtschaft mit Weitsicht und Fingerspitzengefühl umgesetzt werden. "Die Unternehmen stemmen derzeit große finanzielle Herausforderungen durch die Corona-Pandemie, eine Entlastung bei den Energiekosten würde ein wichtiges Signal für die Wirtschaft bedeuten", sagte der Sprecher der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände Ostdeutschlands und Berlin, Rolf Paukstat.

Der Verband ist gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Veranstalter des am Dienstag beginnenden zweitägigen 9. Ostdeutschen Energieforums in Leipzig. Dort diskutieren Vertreter von Politik, Wissenschaft, Energiewirtschaft und ostdeutschem Mittelstand Lösungen zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende. Das wesentliche Ziel des diesjährigen Energieforums müsse es sein, einen Konsens zwischen den gesellschaftlichen Gruppen zu schaffen, erläuterte Paukstat.

EnviaM-Chef: "Klimaschutz ist ein Konjunkturturbo"

Für ein Miteinander von Klima- und Konjunkturpolitik hat in diesem Zusammehang der enviaM-Vorstandsvorsitzende Stephan Lowis geworben. "Klimaschutzmaßnahmen sind keine Konjunkturbremse, sondern ein Konjunkturturbo", so der Chef des in Chemnitz ansässigen Energiedienstleisters.

Die Vorstellung, dass Klima- und Konjunkturpolitik Gegensätze seien, ist aus Sicht von Lowis seit Langem überholt. "In Zeiten des Klimawandels ist ein ökologischer Umbau der Wirtschaft zwingend notwendig. Von ihm gehen wichtige Wachstums- und Beschäftigungsimpulse aus. Je schneller dieser erfolgt, desto besser." Dies gelte umso mehr in Zeiten der Corona-Krise. "Wir dürfen die Pandemie und den Klimaschutz nicht gegeneinander ausspielen."

Netzausbau beschleunigen

Neben dem beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien sei auch ein beschleunigter Ausbau der Stromnetze erforderlich, so Lowis. Auch hier seien schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren notwendig. Das 2019 verabschiedete Netzausbaubeschleunigungsgesetz reiche nicht aus.

EEG-Novelle und Wasserstoff als Programmpunkte

Der Parlamentarische Staatssekretär und Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz, spricht über die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sowie über die Wasserstoffstrategie des Bundes. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) diskutiert mit Experten über Wasserstoff als Chance für die ostdeutsche Wirtschaft. Bei Brandenburgs Landeschef Dietmar Woidke (SPD) geht es um den möglichen Durchbruch bei der Energiespeicherung.

Auf dem Abschlussforum diskutiert Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) unter anderem mit Jakob Springfeld, Vertreter der weltweiten Bewegung Fridays for Future, über die Chancen des Umbruchs in den Kohleregionen und das Strukturstärkungsgesetz. "Für die Menschen in der Lausitz und im Mitteldeutschen Revier ist das ein wichtiges Signal und eine große Chance auf eine neue Gründerzeit", sagte Kretschmer. Jetzt komme es darauf an, die Reviere mit Hilfe von Investitionen in Bildung, Forschung und Innovation sowie eine leistungsfähige Infrastruktur zu wirtschaftlich erfolgreichen Industrieregionen zu entwickeln.

Denkfabrik und Expertenforum

Das Ostdeutsche Energieforum ist seit 2011 Denkfabrik und Expertenforum zur Energiewende und beleuchtet die spezifischen Herausforderungen Ostdeutschlands in diesem Prozess. Aufgrund des coronabedingten Hygienekonzepts ist die Anzahl der Gäste in diesem Jahr auf 150 begrenzt. (dpa/hoe)