Deutschland

Schulze: Statt Schuldenbremse mehr Klimaschutz-Investitionen

Die Umweltministerin fordert eine "ehrliche Debatte", wie viele und welche Investitionen in diesem Jahrzehnt notwendig sind. Kabinettskollege Altmaier hat ein anderes Konzept.
31.01.2021

Die Corona-Krise kostet viel Geld und die Verschuldung des Staates wächst kräftig

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat sich für eine Reform der Schuldenbremse ausgesprochen. Damit sollen weitere staatliche Investitionen in den Aufbau einer klimaneutralen Wirtschaft ermöglicht werden, wie Schulze dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Sonntag) sagte. "Massive Investitionen in den sozial-ökologischen Umbau der Volkswirtschaft sind dringend notwendig. Die Europäische Union hat beschlossen, dass sie bis 2050 klimaneutral werden will. Der Weg dahin führt über große Investitions- und Modernisierungsprogramme für unsere Volkswirtschaften."

Schulze forderte eine "ehrliche Debatte", wie viele und welche Investitionen in diesem Jahrzehnt nötig seien. Sie kritisierte, dass die aktuellen Regeln der Schuldenbremse die Kreditfinanzierung von Zukunftsinvestitionen nicht erlaube. "Jedes Unternehmen finanziert Investitionen in die Zukunft auf Kredit, weil es weiß, dass sich gute Investments auszahlen werden. So geht nachhaltige Politik - nicht durch das starre Befolgen von Regeln aus Vorkrisenzeiten", sagte Schulze. "Wir dürfen die Erde nicht totsparen."

Wert von Staatsbeteiligungen gestiegen

Wirtschaftsminister Peter Altmaier hingegen hat angesichts der immensen Kosten der Corona-Pandemie vorgeschlagen, eine Veräußerung milliardenschwerer Staatsanteile an Unternehmen zu prüfen. Der CDU-Politiker sagte der "Welt am Sonntag": "Der Wert der staatlichen Beteiligungen ist in den letzten Jahren ordentlich gewachsen. Deshalb sollten wir prüfen, welche staatlichen Beteiligungen zurückgefahren werden können. Auch das bringt Geld in die Staatskasse, das wir für Zukunftsinvestitionen gut gebrauchen können."

Der Bund hält Beteiligungen etwa an der Deutschen Post, der Telekom sowie der Commerzbank. Die Vorstöße von Schulze und Altmaier kommen mitten in einer Debatte darüber, wie es in den kommenden Jahren mit dem Bundeshaushalt weitergehen soll - ob neue Schulden aufgenommen werden sollen, ob es Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen geben soll. Der Bund hat immense Schulden aufgenommen, etwa um milliardenschwere Hilfsprogramme für die Wirtschaft zu finanzieren.

Weniger Wachstum als erhofft

Dafür wurde die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse außer Kraft gesetzt. Vor kurzem hatte Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) eine Debatte um den Fortbestand der Schuldenbremse in Gang gesetzt. Sie erlaubt nur in ganz geringem Maße neue Kredite. Die Corona-Krise allerdings hält an. Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr mit weniger Wachstum als zunächst erhofft. (dpa/hil)